Mit Hunden und Drohnen: Schwerpunktaktion der Polizei in Favoriten

Mit Hunden und Drohnen: Schwerpunktaktion der Polizei in Favoriten
Die Beamten sind nach der jüngsten Gewalteskalation im angeblichen Problembezirk gegen kriminelle Banden unterwegs.

Seit vergangenem Sonntag lockt das beliebte Eisgeschäft Tichy am Reumannplatz wieder mit Eismarillenknödeln und anderen gefrorenen Köstlichkeiten. Einmal mehr war der Reumannplatz am Montag aber nicht wegen seiner Eiskugeln, sondern aufgrund einer Gewalteskalation in den Schlagzeilen. Direkt vor dem Eisgeschäft in Wien-Favoriten ist Sonntagabend ein 21-Jähriger durch Messerstiche schwer verletzt worden.

Der junge Mann, es soll sich um einen Grundwehrdiener handeln, kam offenbar Frauen zu Hilfe, die von einer Gruppe Jugendlicher belästigt wurden. Diese reagierten laut Polizei äußerst aggressiv und attackierten den 21-Jährigen mit einem Messer. Nun wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Bei dem blutigen Vorfall handelt es sich nur um den jüngsten in einer Serie von Gewalttaten im zehnten Wiener Gemeindebezirk.

Favoriten: Mordversuch und Polizei-Offensive

Wohl aus diesem Grund fand am Montagabend am Reumannplatz eine Schwerpunktaktion der Polizei statt. Rund 60 teils schwer bewaffnete Beamte mit Hunden und Drohnen patrouillierten den sogenannten Hotspot. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) machte sich ein Bild von der Arbeit der neu eingerichteten Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität (EJK): „Ziel ist es, mit aller Vehemenz und Härte gegen Jugendbanden vorzugehen.“ Die EJK soll ab sofort Brennpunkte ausmachen, Bandenmitglieder identifizieren und neue Phänomene erkennen.

So gefährlich ist Favoriten

Erst in der Vorwoche hatte der Innenminister mit Plänen für ein Verbot bestimmter Messer im öffentlichen Raum aufhorchen lassen. Anfang März brachte die ÖVP zudem eine Senkung der Strafmündigkeit ins Gespräch, da sich die Kriminalität der unter 14-Jährigen seit 2013 verdoppelt habe.

Vorausgegangen waren diesen Vorstößen die erwähnten Gewaltexzesse in Favoriten. Ende Februar wurde bekannt, dass eine Zwölfjährige über Monate hinweg von einer 17-köpfigen Jugendbande missbraucht worden sein soll. Karner betonte am Montag, man könne nach solchen Vorfällen nicht zur Tagesordnung übergehen. „Wir wollen in Österreich keine ’No-go-Areas’ wie in anderen Ländern“, ergänzte EJK-Leiter Dieter Csefan. Einige Passanten sahen das offenbar ähnlich. Sie forderten vom Innenminister mehr Polizisten für Favoriten.

Kinderbanden 
2013 wurden 4.800 10- bis 14-Jährige wegen Straftaten angezeigt. 2022 waren es laut Innenministerium bereits mehr als 9.500.

Delikte
Diebstahl, Sachbeschädigung, Körperverletzung, gefährliche Drohung, Einbruchsdiebstahl und Drogendelikte sind unter jugendlichen Kriminellen besonders häufig.

Favoriten
Die aktuellsten Zahlen (2021) zeigen, dass der 10. Bezirk  mit 17.560 angezeigten Straftaten die Wiener Statistik anführt.

Trotz der jüngsten Häufung aufsehenerregender Straftaten in Favoriten beschwichtigte die Polizei in der Vergangenheit immer wieder. Aktuelle Zahlen aus der Kriminalstatistik würden zwar zeigen, dass der 10. Bezirk bei den Anzeigen führt, gleichzeitig handelt es sich um den mit Abstand bevölkerungsreichsten Bezirk der Stadt. Man brauche keine Angst haben, auf die Straße zu gehen.

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