Ex-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Bäckerei

Ex-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Bäckerei
Löhne sollen nicht oder verspätet ausbezahlt worden sein. Türkischer Betreiber wehrt sich.

An sich fallen Demonstrationen nach einem Winter, in dem Impfgegner das Straßenbild beherrschten, nicht mehr weiter auf. Was sich aber in den vergangenen Wochen in der Währinger Straße (Alsergrund) abspielte, sticht aus der Masse der Kundgebungen heraus.

Gleich zweimal, zuletzt Ende Mai, demonstrierten linksalternative Aktivisten vor der kleinen türkischen Bäckerei Le Firin. Ausgerüstet mit roten Fahnen und Transparenten tauchte das selbst ernannte „Wiener ArbeiterInnen-Syndikat“ vor der Filiale auf, die im schicken Vintage-Stil eingerichtet ist und gerne von einem jungen Publikum besucht wird.

Anlass der lautstarken Proteste waren schwere Vorwürfe, die ehemalige Mitarbeiter gegen das Unternehmen erheben. Von unvollständig oder verspätet ausbezahlten Gehältern ist die Rede, von fehlenden Lohnzetteln, unbezahltem Urlaub, aber auch von Vollzeit-Arbeit während der Kurzarbeit.Der grüne Gemeinderat Ömer Öztas spricht von zehn Betroffenen, die ihm bekannt seien. Dabei handle es sich um Studenten aus der Türkei. Drittstaatsangehörige wie sie hätten es besonders schwer, am österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Und so würden viele von ihnen Jobs mit unzumutbaren Arbeitsbedingungen annehmen.

Ex-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Bäckerei

Ömer Öztas (Grüne)

Mangelnde Sprach- und Rechtskenntnisse würden es Arbeitgebern leicht machen, die jungen Mitarbeiter auszubeuten. Viele würden laut Öztas gar nicht wissen, wohin sie sich wenden sollten, um ihre Rechte durchzusetzen.

"Aus der Luft gegriffen"

Der Betreiber der Bäckerei, Cayan Cankaya, weist gegenüber dem KURIER alle Kritikpunkte zurück. „Sie sind völlig aus der Luft gegriffen. Letztlich sind es zwei Mitarbeiter, mit deren Vorwürfen wir konfrontiert wurden. Eine davon war nur zwei Monate im Betrieb. Keiner kann belegen, dass keine Löhne ausbezahlt wurden.“ Gleichzeitig hätten die Aktivisten mit ihren Protesten vor der Filiale dem Betrieb massiv geschadet.

Cankaya wundert sich, dass die Betroffenen nicht die Arbeiterkammer (AK) oder einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben, um die Sachlage zu prüfen. „Bis jetzt ist noch keine Klage bei uns eingegangen.“

Er wähnt ganz andere Gründe hinter den Protesten. Und zwar seine alevitische Religionszugehörigkeit. Cankaya verweist auf das türkische Nachrichtenportal yenimuhalefet.com. Ein Artikel dort beschäftigt sich mit umstrittenen Aussagen seines Vaters – eines alevitischen Funktionärs – und erwähnt in einem Atemzug auch die Wiener Bäckerei-Affäre. Sie sei ein neuer Skandal in der Familie, heißt es.

Drei Fälle bei der AK

Mittlerweile ist aber auch die AK mit der Causa beschäftigt, wie sie auf KURIER-Anfrage bestätigt: „2022 gab es insgesamt drei Vorsprachen von Arbeitnehmern, die bei Le Firin beschäftigt waren“, sagt eine Sprecherin. „In einem Fall wurde im Juni eine Mahnklage wegen Abrechnungsdifferenzen und offener Löhne eingebracht – das Verfahren läuft noch, daher können wir derzeit nicht mehr dazu sagen.“ Zu den anderen beiden Vorsprachen könne man keine Auskunft geben.

Öztas fordert ein schärferes Vorgehen gegen solche Praktiken: „Es kann nicht sein, dass Studierende in Wien unter prekären Bedingungen arbeiten müssen und niemand aufschreit.“

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