Bratislava (Slowakei), Cascais (Portugal), Danzig (Polen), Durrës (Albanien), Izmir (Türkei), Leipzig (Deutschland) und Tirana (Albanien) heißen die weiteren Bewerber. Im Rahmen einer "special partnership" ist auch die ukrainische Hauptstadt Kyiv im Rennen. Was Letzteres - besagte spezielle Partnerschaft - konkret bedeutet, blieb vorerst unbekannt.
Wien legt Fokus auf Mitbestimmung
Der Schwerpunkt der Wiener Bewerbung liegt auf dem Ausbau der Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger, sagte Czernohorszky letzten Monat. Die Einbindung möglichst vieler Menschen in politische Entscheidungsprozesse sei "wesentlich für politischen Fortschritt, Gerechtigkeit und ein gutes Zusammenleben“.
Gerade auf der kommunalen Ebene, im direkten Wohn- und Lebensumfeld, werde laufend über den Alltag der Menschen entschieden. "Ob bei der Gestaltung des öffentlichen Raums, Projekten zu Integration oder im Klimaschutz: All das betrifft die Menschen direkt und muss daher von ihnen mitbestimmt werden“, so Czernohorszky.
Der SPÖ-Politiker verwies auch auf erfolgreiche Wiener Partizipationsprojekte wie das Klimateam oder die Kinder- und Jugendmillion. Diese wolle man nun auch international vor den Vorhang holen. "Wir wollen einen Raum schaffen, in dem die Bürgerinnen und Bürger Europas zusammenkommen, sich engagieren, neue Formen der Demokratie in Aktion erleben und sich von Wien inspirieren lassen“, so Czernohorszky.
Demokratie-Hub wird geschaffen
Als erste Initiative im Rahmen der Bewerbung nannte er den Aufbau eines "Demokratie-Hubs", also einer zentralen Anlauf-, Koordinierungs- und Vernetzungsstelle für Demokratie und Beteiligung. Damit soll ein Ort geschaffen werden, "an dem wir vorhandene Kompetenzen vernetzen, aber auch die Zukunft der Demokratie in Wien weiterdenken und weiterentwickeln“. Auch eine "Demokratiewerkstatt" ist geplant.
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Bereits Anfang Juni fand auf Einladung Czernohorszkys im Rathaus eine Enquete zum Thema "Wiener Demokratie im Wandel?!“ mit Expertinnen und Experten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Parteien und NGOs statt. Die dort formulierten Empfehlungen, wie etwa der Ausbau und die Weiterentwicklung bestehender Beteiligungsformate, sollen als "Richtschnur" für den Ausbau der Demokratie in Wien dienen.
Neuer Ehrentitel
Im Gegensatz zum etablierten Kulturhauptstadt-Programm ist die Demokratiehauptstadt (European Capital of Democracy - ECoD) noch sehr neu. Im Unterschied zum Titel der Kulturhauptstadt, der von der Europäischen Union vergeben wird, ist für den Titel Demokratiehauptstadt das in Wien und Berlin beheimatete "Innovation in Politics Institute" verantwortlich.
Gewählt wird sowohl von einer Fachjury als auch einer 10.000-köpfigen Jury aus Bürgerinnen und Bürgern. Die Generalsekretärin des Europarates, Marija Pejčinović Burić, und die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Dubravka Šuica, übernahmen die Schirmherrschaft für das Projekt.
Bereits durch die Bewerbung wurde Wien Teil des internationalen ECoD-Netzwerks, von dem die teilnehmenden Städte durch Erfahrungs- und Wissensaustausch profitieren sollen. Zudem gibt es regelmäßige, physische Netzwerktreffen. Das bislang letzte widmete sich Ende Juni im portugiesischen Valongo dem "Aufbau grüner Städte" - auch für Wien keine unwesentliche Fragestellung.
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