Essenstausch reduziert den Müll

Auf „myfoodsharing.at“ können Lebensmittel verschenkt werden / Stadt Wien gibt Rezepttipps.

Zu Weihnachten wird traditionell gebacken und groß aufgekocht. Insbesondere wenn Besuch kommt, kaufen die Österreicher gern großzügig ein. Und allzu oft landen die Essensreste nach den Feiertagen im Müll.

Um die immense Verschwendung (siehe Bericht unten) zu reduzieren, haben Lebensministerium und der Verein „Wiener Tafel“ myfoodsharing.at gegründet. Auf der Online-Plattform können genießbare Lebensmittel verschenkt werden: Wer zu viel eingekauft, angebaut oder zubereitet hat und die Reste nicht wegwerfen will, befüllt einen virtuellen Warenkorb – und wer Interesse hat, sucht sich ein Angebot aus seiner Nähe aus und holt sich die Produkte kostenlos vom Anbieter ab. Am meisten genutzt wird die Homepage zurzeit in Wien, Innsbruck, Lustenau und Linz.

Online gestellt werden können zubereitete Speisen, originalverpackte Lebensmittel, aber auch bereits aufgerissene Packungen, sowie Obst und Gemüse. Selbst Waren, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, sind prinzipiell nicht unerwünscht. „Die Verantwortung liegt in dem Fall beim Abnehmer“, erklärt Markus Hübl von der Wiener Tafel. „Das Motto sollte aber lauten: Gib nur her, was du gern selber essen würdest.“

Leicht verderbliche Speisen, wie zum Beispiel alles, was rohe Eier beinhaltet, sowie Faschiertes, Fisch, Geflügel und Milchprodukte, können daher nicht getauscht werden. „Die Klassiker in den Warenkörben sind Obst und Gemüse, Teigwaren, Cerealien, Eintöpfe, Suppen, Gugelhupf oder Weihnachtsbäckereien“, sagt Hübl.

Fairteiler

Zur myfoodsharing.at-Initiative gehören auch die sogenannten Fairteiler. Das sind Tauschplätze, wo originalverpackte haltbare Lebensmittel abgegeben bzw. gratis abgeholt werden können. Den ersten Fairteiler Österreichs etablierte Michaela Russmann im Kühlraum ihrer BioWerkstatt in der Biberstraße 22 in Wien.

Warum? „Weil Lebensmittelverschwendung unter aller Sau ist. Und weil jeder was dagegen tun kann.“

Restlrezepte

Zur Reduzierung der Müllberge will auch die Stadt Wien beitragen. Die Homepage www.wenigermist.at/verputzen-statt-verschwenden bietet ein hilfreiches Lebensmittellexikon sowie Restlrezepte. www.wienertafel.at

Aktuelle Zahlen

Österreich: Jährlich landen rund 157.000 Tonnen Lebensmittel sowie Speisereste im Müll.

Wert: Das sind Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. Pro Haushalt entspricht das 300€ pro Jahr. Im Schnitt geben österreichische Haushalte pro Monat 352€ für Lebensmittel aus.

Reduktion: Seit myfoodsharing.at im Mai startete, konnten 3000 Kilo Lebensmittel vor dem Müll gerettet werden. Bis dato gab es 3144 Nutzer.

Über Sachspenden – vor allem essbare und textile – freut man sich im „Häferl“. Das ist ein Lokal der Stadt-Diakonie Wien unter der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Mariahilf. Hauptsächlich sind es Obdachlose und Haftentlassene, die hier mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags kostenlos Speisen, Kleidung und Hausrat bekommen.

Pro Tag werden im Schnitt 235 Essen serviert. Die Gäste bekommen Suppe, Hauptspeise und Dessert – zubereitet von Altphilologe Athanas, der wie alle anderen Helfer ehrenamtlich arbeitet.

Lebensmittelspenden werden umgehend verarbeitet. „Mit einem Viertel-Gansl kann ich nicht viel anfangen“, sagt Norbert Karvanek, der Leiter der Hilfseinrichtung. „Aber Wurst, Kaffee, Marmelade oder auch Weihnachtsbäckereien können wir immer brauchen.“ Das können auch bereits geöffnete Verpackungen sein. Eine Mindestmenge gibt es nicht.

Dringend benötigt werden außerdem Handschuhe, Schals, Hauben und vor allem Schuhe in allen Größen.

Haltbare Lebensmittel in der Originalverpackung werden auch in den Betreuungszentren der Caritas gern entgegengenommen.

Infos: www.facebook.com/haeferl bzw.www.caritas-wien.at.

In vielen Haushalten im Burgenland sind wie immer Lebensmittel nach dem weihnachtlichen Festschmaus übrig geblieben. Bei der Pannonischen Tafel in Eisenstadt (www.pannonischetafel.com; 0699/11005711) werden Nahrungsmittel gerne entgegengenommen. Auch in der Notschlafstelle der Caritas in Oberwart (Molkereistraße 4) würden sich die Bewohner über Lebensmittel freuen. Spender können heute, Mittwoch, und morgen von 9–10 Uhr , etwas vom Festschmaus weitergeben. Bei der Team Österreich Tafel kann man am Samstag in allen Bezirksvororten haltbares Essen abgeben. Die Öffnungszeiten sind im Internet (www.roteskreuz.at/burgenland)abrufbar.

In Oberösterreich sind in der „Wärmestube“ der Caritas in Linz (Dinghoferstraße 54) Essensspenden immer willkommen, aber auch Decken und Schlafsäcke werden für Obdachlose dringend benötigt. Ebenso im Linzer Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern (Herrenstraße 39). Spender sollten dort jedoch wenn möglich vorher anrufen (0732-779011) und kurz abklären, welche Speisen zu welchem Zeitpunkt vorbeigebracht werden können. In Steyr befindet sich das „Rot Kreuz Stüberl“ ( Redtenbachergasse 3), in dem eine Lehrwerkstätte für Not Leidende kocht. Besonders freut man sich in den angeführten Einrichtungen über Obst, Brot, Nudeln, Süßigkeiten und andere Lebensmittel mit einer gewissen Haltbarkeit.

Wer in Niederösterreich über die Weihnachtsfeiertage zu viel eingekauft hat, kann original verpackte, verschlossene (und nicht abgelaufene) Produkte zu den SOMA-Sozialmärkten bringen (www.soma-noe.at). Auch in der St. Pöltner Emmausgemeinschaft (Kalvarienberg 1), die Obdachlosen in der Not einen Schlafplatz bietet, freut man sich über Lebensmittelspenden. In den Betreuungseinrichtungen für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge der Diakonie in Hirtenberg (Anton-Keller-Gasse 1) und Mödling (DI-W-Haßlingerstraße 3a) werden auch originalverpackte Lebensmittel gern entgegengenommen. Nur mit Schweinefleisch fängt man dort nichts an.

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