„Essen für die Gruft“

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Wiener Wirte spenden am 27. April einen Teil ihres Umsatzes den Obdachlosen.

Jährlich teilt die Gruft in Wien-Mariahilf 100.000 Essen für obdachlose Menschen aus. Armut ist in Österreich Realität. Helfen, nicht wegschauen, lautet die Devise. Das kann man beim weltweit größten Charity-Dinner „Essen für die Gruft“. Hundert Gastronomiebetriebe spenden am 27. April 2013 den Umsatz eines Tisches der Gruft. Je mehr Menschen an diesem Tag in den teilnehmenden Lokalen essen gehen, desto mehr kann gespendet werden.

„Essen für die Gruft“
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Seit mehr als 25 Jahren versucht die Gruft, die Not obdachloser Menschen etwas zu lindern. Doch dazu werden Spenden benötigt. „Essen für die Gruft“ kommt gerade recht. Getragen wird das Event von der Wirtschaftskammer Wien und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Auch der KURIER unterstützt die Aktion.

Bernd Schlacher, Besitzer des Restaurants Motto am Fluss, ist langjähriger Unterstützer karitativer Projekte. Er war sofort von der Idee begeistert. UnterstützerDoch nicht nur Restaurants, auch Kaffeehäuser schlossen sich dem Event an. „Die Aktion ist einfach gut“, sagt Berndt Querfeld, Obmann der Kaffeesieder und Besitzer von neun Kaffeehäusern. „Da muss man einfach mitmachen.“ Täglich melden sich neue Betriebe. Initiator Thomas Strachota dazu: „So schmeckt Menschlichkeit.“

„Nicht für jeden ist ein gut gedeckter Tisch selbstverständlich“, sagt Michael Landau, Direktor der Caritas Wien. Bei der Aktion „Essen für die Gruft“ könne man Hilfe mit kulinarischem Genuss verbinden. Einige Hundert Menschen schlafen in Wien auf der Straße. 2012 wurden 20.000 Nächtigungen von Obdachlosen in der Gruft verzeichnet. Etwas mehr als 2011.

Infos

Interessierte Wirte und Restaurantbesucher sind eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen. Alle Infos gibt es jetzt unter: www.essenfuerdiegruft.at

Wer einen Euro hat und seinen Namen nennt, darf bleiben. Wer kein Geld hat und einen falschen Namen nennt, auch. „Wie heißen Sie?“, fragt die Sozialarbeiterin den Neuen bei der Mattenausgabe.

Es ist Dienstagabend, 22 Uhr. Rastlose Gestalten, vom Leben auf der Straße Gezeichnete und von plötzlicher Wohnungslosigkeit Betroffene steigen einer nach dem anderen hinab in die Gruft. Während das geschäftige Treiben auf der Mariahilfer Straße zur Ruhe kommt, herrscht Leben in dem fensterlosen Kellergewölbe. Dicke Rauchschwaden hängen in der Luft. Es riecht nach Zigaretten, die hier im Akkord geraucht werden, nach ungewaschenen Leibern und nach kaltem Kaffee. So ist es an diesem Abend. So ist es an 365 Tagen im Jahr. 24 Stunden am Tag.

„Essen für die Gruft“

Es kann jeden treffen

Es sind viele junge Menschen gekommen, um hier zu essen oder zu übernachten. Draußen hat es wenige Grad über null, der Keller ist gut beheizt. Ein junger Mann erzählt von seiner jahrelangen Drogensucht, die er bewältigt zu haben hofft. Ein eng umschlungenes Paar, dessen letzter Druck durch die Nadel nicht lange zurückliegen dürfte, nickt anerkennend. Es kommen Alkoholiker, trockene Alkoholiker und Drogenkranke in das Kellergewölbe. Auch Gesichter, die man hier unten nicht vermuten würde, trudeln ein. Am Ende des Abends werden es 78 Menschen sein. Armut, das wird hier unten deutlich, kann jeden treffen. Jederzeit.

„Essen für die Gruft“

„Brauchen Sie einen Überzug für die Matte?“, fragt die Caritas-Mitarbeiterin den Neuling mit dem falschen Namen, als sie die von der täglichen Desinfektion noch feuchte Isomatte überreicht. „Ja, bitte.“

Die Gesetze der Gruft

Auch in der Gruft gibt es Gesetze. Es sind wenige, aber strenge Regeln. Wer Hunger hat, sollte pünktlich sein. Wer „fett“ – also betrunken – ist, der muss gehen. Kein Alkohol und keine Streitereien. „Bei Zuwiderhandlung sieben Tage Aufenthaltsverbot“, heißt es auf einem Schild, das gut sichtbar über der Essensausgabe prangt. Es ist 22.30 Uhr, als ein Mann aufgefordert wird, das Gewölbe wieder zu verlassen. „Bist ang’soffn?“, fragt eine junge Frau verständnisvoll. Der Mann nickt schuldbewusst – und geht ohne ein Wort des Widerspruchs.

„Es riecht nach Zigaretten, nach ungewaschenen Leibern und nach kaltem Kaffee.“

Zwei Sozialarbeiter schupfen nachts den Laden. Ihre Stimmen haben Gewicht. Wie diszipliniert die Besucher sind, wird um 21.45 Uhr deutlich. Unaufgefordert und wie von unsichtbarer Hand geführt erheben sich die müden Gestalten plötzlich. Sie stapeln die Stühle, auf denen sie gerade noch gesessen sind, sie verrücken Tische, leeren Aschenbecher und kehren den Boden. Das Nachtlager wird bereitet. Eine gepflegte Frau mit schlohweißem Haar versucht, ihren Platz sauber zu halten, Ordnung im Chaos zu schaffen. Begehrte Plätze befinden sich in den Ecken des Raums, im Schutz von Säulen oder unterhalb gestapelter Tische. „Stammplätze gibt’s keine“, sagt ein Sozialarbeiter. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Finster, aber laut

„Essen für die Gruft“

So war es in jener Nacht von Dienstag auf Mittwoch. So ist es hier an 365 Tagen im Jahr. 24 Stunden am Tag. Außer kommenden Donnerstag. Da bleibt die Gruft „wegen Desinfektionsarbeiten von 7.30 Uhr bis 10 Uhr geschlossen“.

SPENDE RZB 404050050, BLZ 31.000, „Winterpaket“
*Eine Mitarbeiterin der Gruft war informiert.

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