Gruft muss Obdachlose abweisen

Die Stadt senkt die Nächtigungsgebühr für Wohnungslose. Das Platzproblem bleibt bestehen.

"Die zweite Gruft ist voll. Wir müssen Obdachlose trotz Minusgraden abweisen", sagt Klaus Schwertner von der Caritas. Das Haus in Wien-Neubau ist für wohnungslose EU-Bürger offiziell Wiens einzige Adresse für die Nacht. Hauptsächlich Rumänen, Polen und Slowaken kommen mit dem Traum vom besseren Leben und dem Wunsch nach Arbeit nach Österreich. Viele von ihnen stranden. Nicht wenige von ihnen in der zweiten Gruft in der Bernardgasse 27.

"Es darf nicht vom Pass abhängen, ob Menschen einen lebensrettenden Schlafplatz erhalten oder nicht. Das ist jedoch aktuell der Fall", sagt Schwertner. In der Einrichtung werden derzeit Abend für Abend rund 60 Frauen und Männer mit einem Schlafplatz, einer heißen Suppe und Duschmöglichkeit versorgt. "Aber das Angebot reicht nicht aus." Die Caritas sieht "Handlungsbedarf", den man beim Fonds Soziales Wien (FSW) abstreitet. "Es gilt Dasselbe, wie bereits in den Jahren zuvor: Auf Wiens Straßen muss niemand erfrieren."

2 Euro für Schlafplatz

Indes verkündete die rot-grüne Stadtregierung eine Neuerung in Sachen Nächtigungsgebühr für Obdachlose. Seit Einführung der Mindestsicherung mussten Menschen ohne Obdach in den Einrichtungen der Stadt 4 Euro pro Nacht berappen. "Diese Gebühr wird nun auf 2 Euro halbiert", sagt die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein im Gespräch mit dem KURIER. Durch den geringeren Kostenbeitrag eröffne sich für manche die Möglichkeit, Geld für einen Wohnplatz anzusparen.

Die Caritas heißt die Halbierung der seit jeher sehr umstrittenen Gebühr willkommen: "Alles, was dazu beiträgt, die Wohnungslosenhilfe so niederschwellig wie möglich zu halten, ist zu begrüßen."

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