Erste syrische Flüchtlingsfamilie angekommen
Österreich hält an seiner Tradition als Flüchtlings-Aufnahmeland fest: Dienstag, kurz nach 19 Uhr landete die erste, durch den Bürgerkrieg aus Syrien vertriebene, vierköpfige Familie in Wien.
Vom Flughafen aus fuhren die vier Personen in das Aufnahmezentrum Traiskirchen. Dort galt es , die Einreise-Modalitäten zu klären. Gesamt sollen 500 Personen aus dem Bürgerkriegsgebiet in Österreich aufgenommen werden. „Die Priorität liegt bei Kindern, Frauen, Kranken und Verfolgten religiöser Minderheiten“, erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck.
Verfolgte Christen
Die syrische Familie mit ihrer 12-jährigen Tochter Priscella wurde von Hilfsorganisationen vor Ort ausgesucht. Sie galt wegen ihres christlich-orthodoxen Glaubens als gefährdet. Das Innenministerium überprüfte die Angaben – Dienstag ging es schließlich über Amman nach Wien. Glückliche Verwandte und Freunde, unterstützt von Patriarch Eustathius Matta Roham, schlossen ihre Familienmitglieder am Flughafen in die Arme. Vom Medienrummel unberührt flossen Tränen der Freude.
Vergangene Woche kam die Regierung der völkerrechtlichen Verpflichtung nach und bestätigte dem UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) die Aufnahme von 500 Flüchtlingen. Die Vertriebenen werden aus den – an Syrien grenzenden – Flüchtlingscamps der Türkei und Jordanien kommen.
Aktuell versuchen internationale Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen die für Europa vorgesehenen Vertriebenen in den überfüllten Flüchtlingslagern zu identifizieren und mit Papieren auszustatten.
Flugpläne in Arbeit
Nach ersten Informationen sollen etwa 250 der 500 in Österreich erwarteten Syrer mit hier lebenden Verwandten und Landsleuten „zusammengeführt“ werden. Wann die nächsten Vertriebenen anreisen, steht noch nicht fest. Grundböck zu den Hintergründen: „In den Flüchtlingscamps laufen die Identifizierungen. Und es müssen effiziente Flugpläne erstellt werden. Wir lassen aber niemanden warten. Sammel-Flüge wird es nicht geben.“
Aktuell nehmen Deutschland, Schweden, Finnland, Dänemark, die Schweiz, Luxemburg und Österreich Menschen aus Syrien auf. Und die Republik bestätigt ihre Tradition als Flüchtlingsland: Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurden 115.000 Vertriebene aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo aufgenommen. 1956 flohen 180.000 Ungarn zu uns, und 1968 fanden 162.000 Tschechen und Slowaken – nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes – Zuflucht in Österreich.
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