Engpässe in Wien: Frauen mit Frühgeburten müssen nach St. Pölten

Engpässe in Wien: Frauen mit Frühgeburten müssen nach St. Pölten
Wegen Personalmangels stehen die Frühchen-Intensivbetten im KFJ immer noch nicht zur Verfügung.

Die Stadt Wien bekommt die Engpässe bei der Versorgung von Frühgeborenen nicht in den Griff. Mittlerweile müssen werdende Mütter bereits in andere Bundesländer gebracht werden, weil es in der Stadt nicht genügend Kapazitäten gibt.

So geschehen zum Beispiel erst am 14. Dezember: Um 2 Uhr morgens kam eine Frau in der 30. Schwangerschaftswoche mit Unterleibsschmerzen und Blutungen in das Krankenhaus Hietzing. Da die dortige Geburtenabteilung keine  Intensivbetten für Frühchen hat, versuchten die dortigen Ärzte fieberhaft einen Platz auf einer Wiener Neonatologie-Abteilung zu bekommen. Doch vom AKH über das Donauspital bis hin zum St.-Josef-Spital gab es überall Absagen. Auch im neuen Mutter-Kind-Zentrum im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) gab es keinen Platz. Die Abteilung in einem 160 Millionen Euro teuren Neubau wurde erst 2016 eröffnet, wegen Personalmangels können die dortigen sechs Intensivbetten für Frühchen aber seit Monaten nicht bespielt werden (der KURIER berichtete).

 

Alle Abteilungen blockiert

Die Patientin musste schließlich gegen 5 Uhr früh in das rund 60 Kilometer entferne Sankt Pölten gebracht werden. Im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) bestätigt man den Fall: „Zeitgleich waren in allen anderen neonatologischen Abteilungen Frauen mit Risikogeburten in Behandlung.  Zusätzlich wurden zwei Babys in lebensbedrohendem Zustand behandelt“, sagt ein Sprecher zum KURIER. „In diesen seltenen Situationen unterstützen sich die Spitäler in Wien und Niederösterreich wechselseitig im Sinne der Patientinnen. Dies zeigt auch der Anteil von sechs bis 16 Prozent an neonatologischen Notfällen aus Niederösterreich in den neonatologischen Abteilungen des KAV im Dezember.“

Um zu unterstreichen, dass in Wien eine ausreichende Versorgung gegeben ist, verweist er auf die aktuelle Auslastung der fünf neonatologischen Abteilungen im KAV. Sie liege im Dezember im Durchschnitt zwischen 80 und 90 Prozent.

Auch ein Insider  in den nö. Landeskliniken bestätigt hinter vorgehaltener Hand, dass öfters Patienten aus Wien aufgenommen werden.  Da das Personal auch in Niederösterreich knapp ist, müssten diese Patienten rasch wieder  zurück in die Bundeshauptstadt gebracht werden.
Von  offizieller Seite sieht man auch hier die Situation weniger dramatisch: Laut NÖ Landeskliniken Holding gebe es  keine Probleme. „Dass Patientinnen aus Wien kommen, kommt kaum vor“, sagt Sprecher Bernhard Jany nach Rückmeldungen aus den Spitälern St. Pölten, Tulln, Wiener Neustadt und Mödling. Letzteres verzeichne etwa einen  Fall im Monat. 

Laut Kennern des Wiener Gesundheitswesens komme es immer wieder vor, dass Frühchen wegen Engpässen in ein anderes Bundesland gebracht werden müssen. Vereinzelt sogar nach Graz. Sie machen vor allem das aktuelle Nichtvorhandensein der sechs Intensivbetten im KFJ für die Situation verantwortlich. Sie werden derzeit wegen Mangels an Fachpersonal nur für die sogenannte Intermediate Care (für leichtere Fälle) verwendet. Ursprünglich war diese Herabstufung der Betten nur bis Ende dieses Jahres geplant. Wie lange sie noch dauern wird, konnte man im KAV nicht beantworten.  

Kommentare