Eltern-Demo gegen Kindergarten-Schließung

2276 Kinder wären von der Schließung betroffen.
Mütter und Angestellte appellieren an die Stadt, jene 33 Kindergärten, die nach Förderstopp vor dem Aus stehen, zu übernehmen.

Zu spontanem Aktionismus gezwungen fühlen sich so manche Eltern infolge des Förderungsstopps für den Kindergarten-Betreiber "Alt Wien". Wie berichtet, streicht die Stadt Wien dem Verein die Subventionen – wodurch 33 Kindergärten von der Schließung bedroht sind. 2276 Kinder würden damit von einem Tag auf den anderen ihren Betreuungsplatz, 300 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

Vor dem "Alt Wien"-Kindergarten am Leopoldauer Platz 77 in Floridsdorf wollen betroffene Mütter, Kinder und Angestellte deshalb heute, Dienstag, gegen das befürchtete Ende der Einrichtung protestieren. "Uns ist klar, dass der Betreiber Fehler gemacht hat. Darum appellieren wir an die Stadt, sämtliche Kindergarten- bzw. Arbeitsplätze zu übernehmen", sagt die zweifache Mutter Jennifer Willinger (23).

Wie Anfang der Woche bekannt wurde, soll der Betreiber der Kindergärten mit den Fördergeldern Schindluder getrieben haben. Er wird verdächtigt, rund 6,6 Millionen in die Sanierung von Familienbesitztümern investiert zu haben. Darunter ein Schloss in Bad Aussee, eine Ballettschule und ein Reitclub. In der Linzer Straße soll um 4,5 Millionen Euro ein Gebäude mit Kindergarten-Räumen und Wohnungen errichtet worden sein. Die Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet.

Zur Forderung der Eltern sagt die Leiterin der MA10 (Wiener Kindergärten), Daniela Cochlar: „Ich hoffe, dass die Eltern ihren Appell an Richard Wenzel richten. Als Betreiber der Kindergärten ist er für etwaige Schließungen verantwortlich. Es liegt in seiner Hand, ob der Betrieb weitergeführt werden kann. Wir hätten großes Interesse daran.“

Mehrere Bedingungen

Cochlar betont, dass die Fördergelder wieder fließen könnten - Voraussetzung sei, dass „Alt-Wien“ mehrere Bedingungen erfülle: „Wir haben kein Interesse daran, dass die Plätze verloren gehen und 300 Mitarbeiter auf der Straße stehen.“ Es müsse einen neuen Vereinsvorstand geben, zu dem man Vertrauen habe. Weiters fordert sie eine abgesicherte Zusicherung über die Rückzahlung der 6,6 Millionen Euro sowie die Einreichung der Bilanz für das Jahr 2015. Diese hätte eigentlich schon bis 30. Juni vorgelegt werden müssen.

Mit anderen großen Trägerorganisationen gebe es zwar Gespräche, dass Kinder und Personal kurzfristig aufgenommen werden könnten. Die jeweilige Initiative müsse aber von den betroffenen Eltern ausgehen. Für sie und für die betroffenen Mitarbeiter wurde eine Info-Hotline eingerichtet: 01/277 5555.

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