„Elisabeths“ Anker in der City

„Elisabeths“ Anker in der City
Maya Hakvoort liebt das Meer. Wenn sie in der Stadt ist, kommt sie am „Motto am Fluss“ nicht vorbei.

Wasser und Weite – diese zwei Dinge braucht Maya Hakvoort, um sich wohlzufühlen, sich zu ankern. Wohl, weil ihre Heimat, die Niederlande, ein flaches Land sind und am Meer liegen. Wenn die Musicaldarstellerin also wieder einmal den Tag in der Innenstadt verbringt, zieht es sie stets zu einem Lokal: dem „Motto am Fluss“, das Café-Restaurant über dem Donaukanal, das wie ein Schiff aussieht.

Den Lokalbesitzer hat Maya Hakvoort viele Jahre vor der Eröffnung dieses Restaurants kennen gelernt. 1994, als sie für die Rolle der Elisabeth im gleichnamigen Musical nach Wien gezogen war. Denn nach den Vorstellungen im Theater an der Wien ging sie mit ihren Kollegen oft in die Rüdigergasse 1, ins „Motto“, Bernd Schlachers erstes Lokal. Und so begrüßt sie ihn nun herzlich, bevor sie in einer der Logen Platz nimmt.

Am 1. Juli ist es exakt neun Jahre her, dass Bernd Schlacher das „Motto am Fluss“ eröffnete. Ein Pionierprojekt. Denn der Donaukanal, der heute zu den urbansten Teilen der Stadt zählt, war damals eine unbelebte Zone. Aber Schlacher sah das Potenzial und konnte bei der Ausschreibung für das Lokal an der Anlegestelle des Twin City Liners mit seinem Konzept überzeugen. Und so führt er hier ein hippes Café an und ein edles Restaurant unter Deck – mit weißer Tomaten-Gazpacho, Tafelspitz oder Oreo-Himbeertorte.

„Elisabeths“ Anker in der City

Gastronom Bernd Schlacher führt neben dem „Motto am Fluss“ auch das „Motto “im fünften Bezirk und die „Halle“ im MuseumsQuartier

Platzwechsel

Maya Hakvoort bestellt beim Kellner eine Zucchini-Lasagne. Ihr Stammgericht? „Nein, nein!“, sagt sie und lacht, „ich bin überhaupt kein Gewohnheitsmensch. Bei uns wird sogar am Esstisch immer Platz gewechselt.“ Sie nimmt einen Schluck Soda-Zitrone. „Wahrscheinlich ist das meine Rebellion. Mein Papa hat auf seinen Sitzplatz gepocht, das habe ich schrecklich gefunden. Und ich finde ja, man sollte das Leben immer wieder aus einer anderen Perspektive betrachten.“

Das tut sie beruflich gerade. Im Frühjahr hat sie zum ersten Mal nicht nur in einem Musical mitgespielt, sondern es auch produziert: „Next to normal“, die Geschichte einer Mutter mit bipolarer Störung.

Und derzeit steckt sie in den szenischen Proben für das nächste Musical, das sie auch entwickelt. „Blutsbrüder“ handelt von einer armen Frau, die zum sechsten Mal schwanger wird, diesmal mit Zwillingen, und beschließt eines ihrer Kinder ihrer Arbeitgeberin zu überlassen. Vor Jahren hatte sie einmal den Part der jungen Arbeitgeberin, nun spielt sie die arme Mrs. Johnstone. Premiere ist am 19. Juli im Theater „Bruno“ im Brunn am Gebirge.

Eine Herausforderung sei das Produzieren natürlich. „Bei ,Next to Normal’ habe ich mich mittendrin oft gefragt, was ich da mache. Aber als das Stück auf der Bühne war, war ich megastolz.“

Stolz kann sie auch auf ihr Projekt „4 Voices of Musical“ sein. Eine Musical-Konzertreihe, die sie 2012 ins Leben rief, um das Genre zu stärken.

Einen weiteren Wunsch hat sie für das heimische Musical: „Es braucht noch ein mittelgroßes Haus für etwa 600 Personen.“ Ein Musical, das sie dort performen wollen würde: „Camille Claudel“.

Claudel war begnadete Bildhauerin und die Geliebte des Malers Rodin. „Sie war fanatisch in der Kunst und seine Ideenschenkerin“, erzählt Maya Hakvoort, während ihr die Lasagne serviert wird. „Das hat sie irgendwann verrückt gemacht, weil er ihre Ideen geklaut hat. Und weil er sich nie für sie entschieden hat.“ Die Geschichte einer Frau, die es im Leben nicht einfach hatte, die kämpfen musste, sich zu zeigen – das erinnert an Elisabeth. Und das reizt sie.

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