Elefantenbaby ist eine Sensation

Tiergarten Schönbrunn, Elefant
Euphorie unter Wissenschaftlern. Noch namenloses Kalb wurde mit „Kryo-Sperma“ gezeugt.

Das Warten hat ein Ende. Nach 645 Tagen Tragzeit brachte Elefantenkuh Tonga am Mittwochabend im Tiergarten Schönbrunn eine Tochter zur Welt. Das noch namenlose Elefantenbaby ist weltweit das erste Exemplar seiner Art, das durch künstliche Besamung mit tiefgefrorenem Sperma gezeugt wurde. Experten sprechen von einem „Quantensprung für den Artenschutz“.

Bis dato war es bloß möglich, frischen oder kurzfristig gekühlten Elefantensamen zu verwenden. Am Institut für Zoo- und Wildtierkunde in Berlin gelang es schließlich, das Verfahren zu revolutionieren: Das Schönbrunner Kalb wurde im Dienste der Forschung mit sogenanntem Kryo-Sperma gezeugt, das zuvor in flüssigem Stickstoff gefroren, konserviert und wieder aufgetaut worden war.

„Dank dieser Technik ist es möglich, die DNA von vom Aussterben bedrohten Tieren über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zu konservieren“, erklärt Veterinärmediziner Thomas Voracek. „Der Nutzen für den Artenschutz ist einzigartig.“
Die Berliner Wissenschaftler waren es auch, die in Wien die Besamung der mittlerweile 28 Jahre alten Leitkuh Tonga durchführten.
„Für uns in Schönbrunn bestand die Herausforderung darin, ihnen den richtigen Zeitpunkt dafür zu nennen“, erläutert Voracek. „Denn der Zyklus einer Elefantenkuh dauert zirka vier Monate. Da ist es schwierig, die richtigen 24 Stunden – den Tag x – herauszufinden.“

Idealfall für die Zucht

Für Tonga war es die zweite Geburt. Tochter Mongo ist zehn Jahre alt. Mit dem aktuellen Nachwuchs besteht die Herde bereits aus fünf Weibchen und zwei Jungbullen.

Dass das Kalb weiblich ist, nennt Revierleiter Matthias Otto, der in Schönbrunn für die Afrika-Abteilung zuständig ist, einen Idealfall. „Das erleichtert uns die weitere Zucht.“ Bei Jungbullen bestehe im geschlechtsreifen Alter nämlich „die Gefahr, dass sie ihre eigene Mutter decken“. Der achtjährige Kibo, der in die Pubertät kommt, übersiedelt deshalb bald in einen anderen Zoo. Publikumsliebling Tuluba ist erst drei.

Das neue Jungtier hat seit Mittwoch einiges gelernt: „Es kann schon stehen und findet die Milch der Mutter“, sagt Otto. „Jetzt beginnt es, durch die Anlage zu tapsen.“

Erst Anfang August wurde im Elefantengehege der dritte Geburtstag vom kleinen Tiergarten-Star Tuluba gefeiert. Mehr dazu unter Geburtstagsparty für dreijährigen Tuluba

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