Eine Chance für Langzeitarbeitslose

Eine Chance für Langzeitarbeitslose
Eine Kooperation zwischen Caritas, Spar und AMS erleichtert älteren Menschen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Ware für Ware geht unter gleichmäßigem Piepsen über die Kassa. Gabriele Klausner kassiert die Einkäufe der Spar-Kunden in der Filiale in der Davidgasse. Es ist ihre erste Anstellung seit knapp drei Jahren. 2016 wurde Frau Klausner arbeitslos, seitdem war die 56-Jährige auf Arbeitssuche: "Die Jobsuche war sehr schwierig, ich bin ja in einem Alter, in dem man nicht mehr leicht etwas findet", erzählt sie. Nachdem ihr ehemaliger Arbeitgeber Konkurs angemeldet und sie ihren Job verloren hat, ist die Stelle in der von der Caritas betreuten Sparfiliale ihr Wiedereinstieg in den Beruf.

Gemeinsam mit dem Lebensmittelhändler Spar und dem AMS hat die Caritas ein Projekt zur Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser ins Leben gerufen. Nun eröffnete in Wien in der Davidgasse (Favoriten) bereits der österreichweit neunte "Spar mit sozialem Mehrwert". Alois Huber, Spar-Geschäftsführer versichert: "Als Einkäufer werden Sie keinen Unterschied bemerken, außer dass vielleicht etwas mehr Mitarbeiter als gewöhnlich die Filiale versorgen."

"Man fühlt sich unnötig"

Rupert Gerstbauer war vier Jahre lang arbeitslos ist gerade dabei, die Regale einzuschlichten und erzählt: "Es ist einfach hart, ich will da zwar nicht sudern, aber man kriegt einfach kaum was zu tun. Jede Woche habe ich wieder und wieder Bewerbungen geschrieben, nur von etwa 15 Prozent schätze ich habe ich aber überhaupt eine Rückmeldung bekommen."

Eine Chance für Langzeitarbeitslose

Herr Gerstbauer war vier Jahre lang arbeitslos, bereits zuvor war er im Unternehmen Spar beschäftigt, damals in einer Führungsposition. "Ich wollte mir nur ein kurze Auszeit nehmen, es war alles zu viel und ich habe diesen Abstand gebraucht. Wenn ich gewusst hätte, wie schwer es wird, wieder einzusteigen, hätte ich das nicht getan. Nach jahrelanger Jobsuche glaubt man irgendwann, man ist unnötig", schildert Gerstbauer. Nun konnte er durch das Projekt wieder in die Arbeitswelt und ins Unternehmen zurückkehren: "Ich räume jetzt Regale ein, kümmere mich um Lieferungen und die Obst- und Gemüseabteilung. Im Hinblick auf meine ehemalige Führungsposition macht mir das aber nichts. Ich bin wirklich einfach froh, dass ich hier arbeiten kann", erklärt Gerstbauer.

60 Prozent werden von Spar übernommen

Sechs Monate lang bleiben die Arbeiterinnen und Arbeiter im Unternehmen. "Für die meisten endet die Zeit aber bereits nach drei oder vier Monaten, weil sie dann in ein fixes Arbeitsverhältnis wechseln", erzählt Magdalena Popovic von der Caritas, sie betreut die Leute rundum während ihrer Wiederaufnahme in die Arbeitswelt. Etwa 60 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diesem Projekt werden von Spar übernommen, in absoulten Zahlen sind das seit Projektstart 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Etliche finden auch in anderen Handelsunternehmen einen Platz.

Wichtig für die Leute sei wieder einen geregelten Alltag zu erlernen und das Selbstwertgefühl zu stärken: "So simpel das klingt, es ist wichtig, dass die Leute einen Sinn im Tag finden und zu etwas beitragen können", sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien.

von Theresa Bittermann

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