Ein Traum aus Papier wird wahr
Ein zarter Kranich ziert Teresa Scheichers rechten Unterarm. Das Tattoo ließ sie sich während ihres Modedesignstudiums in Berlin stechen. Das Faible für Mode ist in der Zwischenzeit der Liebe zu schönen Artikeln aus Papier gewichen; der Kranich begleitet die heute 30-Jährige immer noch – und dient sogar als Namensgeber ihrer Papeterie „Paperbird“.
Im Herbst 2016 eröffnete sie das winzige Papierfachgeschäft in der Löwengasse 17 im hippen dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Suche nach geeigneten Händlern, die Entwicklung eines Businessplans sowie die Einrichtung des Geschäftslokals – all das geschah innerhalb eines halben Jahres. „Im Nachhinein betrachtet bin ich selbst überrascht, wie schnell das alles funktioniert hat“, meint Teresia Scheicher lachend.
Ein Auge für Design
Wer „Paperbird“ zum ersten Mal betritt, weiß nicht, wohin der Blick zuerst fallen soll: Zwischen Grußkarten und Geschenkpapier, Bleistiften und Kugelschreibern, Heften, Lesezeichen und Kalendern finden sich Papierliebhaber in einem Paradies. Immer wieder fliegt ein kleiner, aus Papier gefalteter Kranich ins Blickfeld – ob von der Decke baumelnd, als Girlande aufgefädelt oder als Glücksbringer verpackt. Denn der Kranich gilt in Japan als Glückssymbol.
Selbstverwirklichung
Den Papiervogel faltet Teresa Scheicher selber. „Durch Zufall bin ich auf eine Origami-Anleitung dazu gestoßen. Das Basteln hat solchen Spaß gemacht, da konnte ich nicht mehr aufhören. Und plötzlich hatte ich einen ganzen Berg Kraniche vor mit liegen“, erzählt die Selbstständige und muss schmunzeln. Mittlerweile werden die Vögel auch als Einladungen, etwa für Sommerfeste oder Hochzeiten, vorbestellt.
Teresa Scheicher setzt bei der Auswahl ihrer Labels auf kleine Unternehmen, überwiegend aus Österreich und Europa, die man im Großhandel nicht so schnell findet. Den Trend, weg von Handelsketten hin zu unabhängigen, kleineren Unternehmen, spürt auch sie.
Bei sich begrüßt sie vor allem junge weibliche Kundschaft, ab und zu verirrt sich auch mal ein papieraffiner Herr oder ein Freund auf der Suche nach einem Geschenk für seine Liebste in das Geschäft.
Schattenseiten
In der Selbstständigkeit scheint die gebürtige Niederösterreicherin gänzlich aufzugehen: „Mein Traum war es immer, meinen Stil in die Welt zu bringen und die Menschen damit glücklich zu machen. Man muss authentisch sein – gerade als Ein-Person-Unternehmen.“
Doch auch die Schattenseiten der Selbstständigkeit sind der jungen Frau nicht unbekannt: „Unternehmer sein, lernt man nicht in der Schule.“ Um finanziell abgesichert zu sein, geht sie jeden Montag, wenn „Paperbird“ geschlossen hat, Babysitten. Nur durch ein zweites Standbein lässt sich ihr Traum finanzieren.
„Doch das Gefühl, das man verspürt, wenn man die Tür zu seinem eigenen kleinen Reich aufsperrt, kompensiert die Unsicherheiten und Sorgen, die man als Selbstständiger verspürt,“ sagt sie.
Anfang Juni wurde erstmals ein Kalligrafie-Workshop im Geschäftslokal veranstaltet – die 30-Jährige designt und beschriftet einen Großteil ihrer Grußkarten selber. Im Herbst sollen weitere Workshops folgen.
Teresa Scheicher wirkt zufrieden in ihrem „Paperbird“. „Aber ein zweites oder drittes Geschäft in Salzburg oder Graz wäre schon cool – mal schauen“, überlegt sie verträumt und blickt an die Decke zu den herabbaumelnden Papierkranichen.
Genug Glück dafür hätte sie ja schon einmal.
Aus Liebe zum Papier
Das Geschäft: Von Grußkarten über Geschenkpapier bis zu Schreibutensilien findet man bei Teresa Scheicher alles Schöne aus Papier. Seit Juni werden Kalligrafie-Workshops angeboten. Das Geschäft ist Dienstag bis Freitag, jeweils von 13 bis 18:30 Uhr, und samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Info: www.paperbird-papeterie.at
Die Branche: Einzelfachgeschäfte, spezialisiert auf Papier, sind in Wien rar gesät: Zwar gibt es laut Wirtschaftskammer 192 Einzelhandelsunternehmen mit Papier-, Schreibwaren und Bürobedarf. Davon sind aber nur rund ein Dutzend – ähnlich Paperbird – Papeterien (etwa Herzilein-Papeterie im ersten Bezirk oder Sous-Bois in Neubau).
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