KAV: Ein Spitalskonzept ohne Konzept
Immer mehr ins Wanken gerät das Millionen Euro teure Spitalskonzept 2030. Es sieht eine Bildung von Schwerpunkten an den einzelnen sechs Standorten vor, um die Versorgung Wiens effizienter zu gestalten. Nach der vorerst auf Eis gelegten Errichtung eines Augenzentrums in der Rudolfstiftung und dem Gezerre um die Dermatologie-Versorgung (der KURIER berichtete), wurde nun ein weiteres Teilprojekt verworfen: Das geplante Ortho-Trauma-Zentrum für Unfallpatienten wird nicht in Hietzing entstehen, sondern im Wilhelminenspital.
Das bestätigt eine Sprecherin des Krankenanstaltenverbunds ( KAV) auf KURIER-Anfrage. „Im Wilhelminenspital gibt es bereits eine sehr gut funktionierende unfallchirurgische Abteilung, die Orthopädie aus dem Otto-Wagner-Spital wird dort eingegliedert. Das ist sinnvoll, weil Orthopädie und Unfallchirurgie künftig als ein Fach geführt werden.“ Kosten und Zeitplan für die Umsetzung seien aber noch offen.
Das wirft die Frage auf, warum man das Zentrum nicht gleich im Wilhelminenspital geplant hat. „Wir haben immer gesagt, dass das Spitalskonzept so flexibel sein muss, um auf aktuelle Entwicklungen in der Medizin eingehen zu können“, sagt die Sprecherin dazu.
Sorge um den Standort
Sieht man vom Zentrum „Innere Medizin“ ab, das in allen sechs Häusern vorgesehen ist, ist nun Hietzing das einzige KAV-Spital, das kein eigenes Zentrum hat. „Viel bleibt nicht mehr übrig: Die Herzchirurgie, die Kardiologie und Teile der Neurologie werden ja in das Krankenhaus Nord verlegt“, kritisiert ein KAV-Insider. Er befürchtet mittelfristig sogar eine Schließung des Standortes, der zum Teil baulich schon sehr desolat sei, weil schon vor Jahren geplante Neubauten bzw. Sanierungen nie erfolgt sind.
Im KAV bestreitet man ein Kaputtschrumpfen des Spitals: „Es bleibt auch weiterhin ein wichtiger Baustein in der medizinischen Versorgung Wiens“, sagt die Sprecherin. „Noch heuer werden zwei große psychiatrische Abteilungen aus dem Otto-Wagner-Spital dorthin übersiedeln, es wird eine große pulmologische Abteilung mit eigener Infektionsabteilung geben sowie eine erweiterte Grundversorgung.“
AUVA-Deal gescheitert
Pikantes Detail am Rande: Noch vor wenigen Jahren wollte der KAV gemeinsam mit der AUVA in Hietzing ein Traumazentrum errichten, das von der Unfallversicherung betrieben worden wäre. Laut einem KAV-Papier, das dem KURIER vorliegt, hätte es über 380 Betten verfügt. Geplant war zudem eine gemeinsame Reha-Einrichtung mit 370 Betten. Sie wäre entweder gänzlich in Hietzing oder zum Teil am AUVA-Standort Weißer Hof angesiedelt gewesen.
Dem Vernehmen nach hätte die AUVA einen dreistelligen Millionenbetrag in Hietzing investieren sollen. Doch aus dem Deal wurde nichts. „Es gab im Zuge des Spitalskonzepts vor einigen Jahren mit der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und dem damaligen KAV-Generaldirektor Udo Janßen Gespräche darüber, ob die AUVA es sich vorstellen könnte, bei einem Ausbau des Krankenhauses Hietzing zu kooperieren“, bestätigt eine AUVA-Sprecherin. „Diese Überlegungen wurden seitens des KAV jedoch nie tiefergehend weiterverfolgt.“
Mittlerweile hat die AUVA ein eigenes Traumazentrum und vor Kurzem eine Kooperation mit dem AKH abgeschlossen, das nun 24 Unfall-Betten im UKH Meidling betreibt. Die Begeisterung der Ärzte in Hietzing soll enden wollend sein.
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