Ein College für Migrantinnen
Yeliz Polatl ist nicht schüchtern. Die 31-jährige Türkin tut sich noch schwer mit der deutschen Sprache, aber sie steigt trotzdem aufs Podium und hält eine kleine Eröffnungsrede. "Das Frauen College ist nicht nur eine Chance auf Bildung für uns, sondern auch ein sozialer Ort", sagt Polatl. Dort fühlt sie sich wohl, dort hat sie neue Freunde gefunden.
Seit Oktober nimmt die 31-Jährige am Frauen College von Interface, einer gemeinnützigen GesmbH der Stadt Wien, teil. Zwei Mal pro Woche wird die Türkin, die seit 14 Jahren in Österreich lebt, drei Stunden lang unterrichtet. In Deutsch, Mathematik, Geografie und Naturwissenschaften.
Am Dienstag wurde ihr und 82 anderen Teilnehmerinnen des Frauen Colleges dafür ein Zertifikat von Frauen- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger überreicht. "Die Chancen in Ihrem Leben hängen damit zusammen, welchen Sinn Sie in Bildung erkennen", sagte Frauenberger zu den Teilnehmerinnen.
Das Frauen College richtet sich an Migrantinnen, die schon in ihrer Heimat kaum Bildung erfahren haben und bietet Kurse von der Alphabetisierung bis zum Sprachniveau B1. Ziel: Berufseinstieg oder weitere Ausbildung. Die Kurse sind kostenlos, eine Kinderbetreuung wird zur Verfügung gestellt. "Ohne die ginge es nicht", sagt Kursteilnehmerin Dilek Göllüöglu. Sie lernt, um später Arzthelferin zu werden. Auch Yeliz Polatl lernt viel – gemeinsam mit ihrer Tochter (10). "Wir helfen uns gegenseitig", sagt sie. "Der Stoff ist ja ungefähr derselbe."
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