Schilling: "Ein Armutszeugnis für die Wiener SPÖ"

Schilling: "Ein Armutszeugnis für die Wiener SPÖ"
Aktivistin Lena Schilling sieht das Aus für den Lobautunnel als Folge der Proteste.

Die 21-jährige Studentin Lena Schilling ist das Gesicht der Klimaschutz-Bewegung.

KURIER: Als Sie Ende August die Besetzung begonnen haben, haben Sie damit gerechnet, dass sie bis Februar dauern wird?

Lena Schilling: Ehrlich gesagt nicht. Die erste Besetzung war der Anfang einer unglaublichen Protestgeschichte, die so nicht geplant hätte werden können. Es war am Ende die Unterstützung der Anrainer, der Gärtnerei, dem Kindergarten und der Pfarre in Hirschstetten, die den Protest so lange ermöglicht hat.

Dass die Stadt mit Klagsdrohungen gegen Unterstützer vorgegangen ist – hat das letztlich Ihrer Sache nicht sogar genützt?

Den Tag, an dem wir von diesem Brief gehört haben, werde ich nie vergessen. Klagen gegen Menschen, die sich für Klimaschutz einsetzen, haben in Österreich nichts verloren und sind ein Armutszeugnis der Wiener SPÖ.

Die Bauarbeiten für die Stadtstraße erfolgen nun trotzdem. Zeigt das nicht, dass Ihr Protest letztlich wirkungslos war?

Nein, die größten Erfolge sind die Verhinderung des Lobautunnels und der Lobauautobahn, die längste Ökobesetzung in der österreichischen Geschichte und eine breite Klimabewegung. Widerstand ist nie sinnlos. Vor allem geht der Protest auch weiter. Am 27. und 28. August feiern wir unser einjähriges Protestcamp-Jubiläum, am 10. und 11. September findet eine österreichweite Aktivistinnenkonferenz statt.

Gibt es Dinge, die Sie heute rückblickend betrachtet anders machen würden?

Ich glaube nicht. Klar, es läuft nicht immer alles perfekt und manchmal war ich sehr zerrissen zwischen Arbeit, Uni, Protest und familiären Verpflichtungen. Aber das ist, was eine Bewegung ausmacht: Wir sind viele und unterstützen einander, wo wir können.

Wie planen Sie in Zukunft den Protest fortzuführen?

Im letzten Jahr haben mir Aktive im Klima- und Umweltschutz immer wieder gesagt: Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Das ist nicht leicht zu nehmen, weil wir ja über die Dringlichkeit der Klimakrise Bescheid wissen. Aber mir macht Mut, dass es gerade eine österreichweite Vernetzung gibt und in fast allen Bundesländern Proteste gegen veraltete Straßenbauprojekte. Die Mobilitätswende hat längst begonnen.

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