Durchbruch: Tunnelarbeiten an U1 fertig
Gerhard Ullmann ist die 120 Stufen in die Tunnelröhre in den letzten Monaten oft hinab gestiegen. Heute ist es dennoch ein besonderer Abstieg für den Projektleiter des U1-Abschnitts Altes Landgut. In wenigen Minuten wird der Bagger die letzten Zentimeter des Gesteins wegmeisseln, das die zwei Tunnel der neuen U1 zwischen Reumannplatz und Verteilerkreis noch trennt. Damit sind die Tunnelarbeiten an der U1 abgeschlossen. „Das ist ein historischer Moment für uns“, sagt Ullmann.
Seit 2012 wird an der U1-Verlängerung gearbeitet, insgesamt fünf neue Stationen entstehen, davon drei unter der Erde. 4,6 Kilometer ist die neue U1-Teilstrecke lang, im Herbst 2017 soll sie eröffnet werden.
Dazu mussten bei acht Wohnhäusern die Fundamente erneuert werden, um den Belastungen der U-Bahn Stand zu halten. „Eine Herausforderung war auch die Unterquerung der Südosttangente“, erzählt Ullmann. Immerhin donnern hier Tausende Autos täglich über die Tunnelröhre hinweg. Am Ende des Tunnels wartet die Tunnelfräse, für den finalen Schritt. Tunnelarbeiter stehen rund um das Baufahrzeug, auf der Tunnelwand hat jemand „Glück auf“ gesprayt.
Durchbruch
Mit lautem Getöse macht sich die Fräse ans Werk, die letzten Brocken wegzusprengen. Unter Anfeuerungsrufen der Tunnelarbeiter wird das anfangs kleine Loch immer größer, Licht dringt von der anderen Seite durch. Steinbrocken fliegen links und rechts vom Bohrer weg, es staubt. Nach wenigen Minuten ist es geschafft. Ein türgroßes Loch ist in die Wand gefräst, Ullmann ist einer der ersten der durchsteigt.
Auf der anderen Seite warten bereits die Kollegen des anderen Tunnelabschnitts. Mit einem Schluck Schnapps wird der Durchbruch gefeiert, das „Glück auf“ hallt donnernd durch die Tunnelröhre.
Auch für Wiener-Linien -Geschäftsführer Günter Steinbauer ist der Tunneldurchstich immer etwas Besonderes. „Denn erst jetzt kann mit dem Innenausbau begonnen werden.“ Früher seien die Tunneldurchstiche noch spannender gewesen, erzählt Steinbauer. „Weil man nie wusste, ob man sich auch genau trifft. Heute geht das dank der modernen Technik auf den Millimeter genau“, sagt Steinbauer.
Für die Tunnelarbeiter Mario Thaler und Stefan Grischnig ist damit der Auftrag erledigt. Seit Jänner arbeite er hier unten, erzählt Thaler. Acht Stunden ohne Tageslicht, bei allen Grabungen dabei. Die hohen Temperaturen waren dabei die höchsten Herausforderungen. Im schwülen Sommer wurde die warme Luft von außen eingepumpt, dazu die Hitze der Baggermotoren und die schwierige Arbeit mit dem Spritzbeton. „Es war wie in einer Sauna“, sagt Thaler. Da muss sich jeder auf den anderen verlassen können. So wie Grischnig kommt auch Thaler aus dem Kärntner Mölltal. „Wir sind viele Kärntner und Steirer. Trotzdem passt die Kameradschaft“, sagt Grischnig und grinst.Für die beiden Tunnelarbeiter war das der letzte Arbeitstag im U1 Tunnel. Doch 2019 wollen sie wieder dabei sein. Wenn der neue Tunnel der U2/U5 gegraben wird.
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