Duell um die Führung der Ärzte

Steinhart, Szekeres
Zweikampf zwischen Thomas Szekeres und Johannes Steinhart zeichnet sich ab.

Mit ihren Protesten gegen Einsparungen und Strukturreformen im Gesundheitssystem hat die Wiener Ärztekammer schon so manchen Politiker in die Knie gezwungen. Demnächst entscheidet sich, wer die Standesvertretung in den kommenden fünf Jahren führen wird. Offizieller Wahltermin für die Ärztekammer-Vollversammlung ist zwar erst am 25. März. Doch schon ab kommender Woche können die 12.445 wahlberechtigten Mediziner ihre Stimme per Briefwahl abgeben. Insgesamt 17 Fraktionen treten diesmal an.

Der 25. März dürfte spannend werden: Noch nie sei es so schwer abschätzbar gewesen, wer das Rennen macht, heißt es aus Kammer-Kreisen.

Sie prognostizieren ein enges Duell zwischen dem bisherigen Präsidenten Thomas Szekeres und seinem Stellvertreter Johannes Steinhart. Der AKH-Labordiagnostiker Szekeres trat 2012 noch für die SP-nahe Liste an. Obwohl sie damals nur auf Platz zwei landete, gelang es ihm mithilfe einer Koalition aus sieben Parteien und einer einzelnen Mandatarin den Urologen Steinhart und seine mandats-stärkste "Vereinigung" (ÖVP-nahe) im Rennen um das Präsidentenamt auszubooten.

In den vergangenen fünf Jahren war Szekeres die Speerspitze im Kampf der Ärzte gegen Einsparungen in den Gemeindespitälern, der 2016 bis zum Ärztestreik führte. Im Zuge des Streits mit dem roten Gesundheitsressort legte er bereits davor seine Parteimitgliedschaft zurück und kandidiert jetzt mit einer Namensliste, auf der sich viele Ärzte der ehemaligen SPÖ-Fraktion finden.

Steinhart fiel zuletzt vor allem durch seinen massiven Widerstand gegen die von der Bundesregierung geplante Regelung der Primärversorgung, das Mystery Shopping in Ordinationen und die elektronische Gesundheitsakte Elga auf. Für ihn geht es um viel. Sollte seine Liste erstmals auf Platz zwei zurückfallen, würde er das politisch wohl nicht überleben, sind Beobachter überzeugt.

Möglicher Trend

Aussagekräftige Umfragen gibt es keine. Einen möglichen Trend liefert aber eine Befragung im Auftrag einer Fachzeitschrift, die dem KURIER vorliegt. Dabei wird von den teilnehmenden Ärzten Steinhart (77 Prozent) eine leicht höhere Kompetenz zugeschrieben als Szekeres (74 Prozent). In Sachen Durchsetzungskraft führt er mit 65 Prozent sogar deutlich vor dem jetzigen Präsidenten (57 Prozent).

Außenseiterchancen werden der Gruppe "Wahlgemeinschaft" zugetraut. Für sie kandidiert Wolfgang Weismüller, Personalvertreter der Ärzte in den Gemeindespitälern. Er war im vergangenen Herbst federführend an den Verhandlungen mit der Stadt rund um die Nachtdienst-Reduktionen beteiligt.

Mit Spannung erwartet wird das Abschneiden von "Asklepios" – ein Ableger der gleichnamigen Ärztegewerkschaft, die 2015 vom Lungenfacharzt Gernot Rainer gegründet worden war. Der scharfe Kritiker der Wiener Spitalspolitik kandidiert aber nicht selbst, an der Spitze der Liste steht die Internistin Anna Kreil.

Auf den Wahlgewinner warten vermutlich schwierige Koalitionsverhandlungen. Bei der Vollversammlung der Ärztekammer Anfang Mai soll dann der neue Präsident gekürt werden.

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