DNA könnte Wiener Mordserie aufdecken
Immer noch wartet die Polizei auf die Aussage jenes Mannes, der einen 74-Jährigen in der Donaustadt und eine 31-Jährige in Floridsdorf getötet haben soll. Am Silvesterabend soll er den Apotheker Heinrich Burggasser in dessen Haus gefesselt-, misshandelt und erschlagen haben. Am 8. Jänner soll er mit einem Messer eine junge Mutter in ihrem Haus in Floridsdorf getötet haben. Wenige Stunden später wurde der 50-jährige Pole dort festgenommen, nachdem er an den Tatort in der Stammersdorfer Straße zurückgekehrt war und dort in ein Nachbarhaus einbrechen wollte.
Bei der Festnahme dürfte der Obdachlose schwer betrunken gewesen sein. Der starke Alkoholismus des Verdächtigen dürfte auch der Grund dafür sein, dass er immer noch nicht einvernommen werden konnte.
Seitens der Wiener Polizei können weitere Treffer derzeit weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Und seine Sucht könnte auch das Motiv für die Morde gewesen sein. Sowohl in der Silvesternacht in der Donaustadt, als auch am 8. Jänner in Floridsdorf, trank der 50-Jährige noch am Tatort die Flaschen aus der Hausbar seiner Opfer leer. So war es für die Ermittler auch ein Leichtes, an die DNA des Verdächtigen zu kommen.
DNA-Analyse läuft
Fest steht, dass er seinen genetischen Fingerabdruck am Tatort in der Donaustadt hinterlassen hat. Die DNA-Analyse zu den Spuren in Floridsdorf läuft derzeit. Weil sich die Tatorte aber in beiden Fällen sehr ähnelten, geht die Polizei davon aus, dass der 50-Jährige auch diese Tat begangen hat. Damit sind die Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen, denn auch die drei ungeklärten Mordfälle aus dem vergangenen Jahr, weisen Parallelen auf, wie zum Beispiel die Morde an zwei Pensionistinnen.
Vita
Laut Informationen der Polizei ist der Verdächtige 50 Jahre alt und polnischer Staatsbürger. Wie die Ermittlungen ergaben, hielt er sich seit 2001 in Deutschland auf und kam 2020 nach Österreich.
Kriminalakte
Die DNA des Mannes wurde in einer deutschen Datenbank gefunden. Laut dieser soll er auch schon in Deutschland mehrere Straftaten verübt haben – darunter auch Gewaltdelikte. Seine DNA wurde nach einer schweren Körperverletzung in die Datenbank eingespielt. Auch Ladendiebstähle soll er begangen haben. 2020 dürfte er aus Deutschland nach Österreich geflüchtet sein. Hier setzte er seine kriminelle Karriere nahtlos fort und wurde ebenfalls mit Ladendiebstählen straffällig. Außerdem sollen Brandstiftungen und eine Körperverletzung auf sein Konto gehen.
Fahndung
Seit kurz vor Weihnachten wurde nach dem Polen in Wien gefahndet und es gab eine Festnahmeanordnung. Er soll seine ebenfalls obdachlose Lebensgefährtin attackiert, bedroht und verletzt haben. Als die Frau Anzeige erstattete, tauchte er unter. Schwierig war für Polizei, den Mann in der Stadt zu finden. Er dürfte regelmäßig in verschiedenen Bezirken unterwegs gewesen sein, eine Wohnadresse hatte er als Obdachloser natürlich nicht. Erst nach den zwei Morden wurde der Verdächtige Sonntagabend festgenommen.
Im Mai wurde eine 79-Jährige in ihrer Wohnung in der Bandgasse in Neubau Opfer einer Gewalttat. Auch sie starb nach massiver Gewalteinwirkung gegen ihren Kopf; gestohlen wurde – wie in den aktuellen Fällen – auch damals nichts.
Im September fand die Polizei dann eine 90-Jährige tot in ihrer Wohnung in der Leopoldstadt auf. Die Frau hatte Schnittverletzungen an ihren Händen und Armen erlitten und war dann, vermutlich durch den Schock, verstorben. Ihre Wohnung war chaotisch hinterlassen und durchwühlt worden.
Verschiedene Bezirke
Und auch der dritte ungeklärte Mordfall aus 2022 könnte von dem Mann verübt worden sein. Die Wiener Ermittler suchen seit März einen Täter, der den 46-jährigen Schulwart Hans S. in einer Volksschule erstochen haben soll. Es könnte sein, dass der Obdachlose in dieser Schule vielleicht Unterschlupf gesucht hat und dann von dem beliebten Schulwart überrascht wurde. Das würde der Polizei endlich das Motiv liefern, nach dem in diesem Fall schon so lange gesucht wird – und dass der Obdachlose sich nicht nur einem bestimmten Bezirk aufgehalten hat, zeigen auch die zwei aktuellen Mordfälle.
„Seitens der Wiener Polizei können weitere Treffer derzeit weder bestätigt noch ausgeschlossen werden“, sagt Polizeisprecher Daniel Fürst. Nun werden die DNA-Abgleiche in mehreren Fällen im In- und Ausland vorgenommen. Das kann dauern. Zunächst müssen weitere Spuren auf Beweismittel der österreichischen Fälle im Labor ausgewertet werden. Zum „Treffer“ im aktuellen Fall kam es dann am Montag in einer Datenbank in Deutschland, wo der Verdächtige auch schon mehrere Straftaten verübt haben soll (siehe Zusatztext rechts).
Die Überprüfungen werden aber ohne personenbezogene Daten, also anonym vorgenommen. Bei einer Übereinstimmung muss die Polizei erst im jeweiligen Land anfragen und die dortige Gerichtsmedizin die Daten dann freigeben. In manchen EU-Ländern kann das bis zu drei Monate dauern. Es muss also abgewartet werden, ob der Obdachlose auch für weitere Straftaten verantwortlich ist. Er wurde am Dienstag in die Justizanstalt gebracht.
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