Die Ziesel übersiedeln nicht immer freiwillig

Die Ziesel übersiedeln nicht immer freiwillig
Bürgerinitiative kritisiert „Räumung“ des Lebensraums durch Bauträger. Laut Behörde kam bisher kein Tier zu Schaden.

Nachdem „der Umsiedelungsprozess der Ziesel im letzten Jahr geglückt“ sei, stehe „der nächsten Bauphase des sozialen Wohnbauprojekts nichts mehr entgegen“, vermeldet Ziviltechniker Thomas Knoll im Hinblick auf das umstrittene Wohnbauprojekt beim Stammersdorfer Heeresspital. Im Juni will er „über die Annahme der neuen Lebensräume der Ziesel“ sowie über „den aktuellen Baufortschritt“ informieren.

Drei Nager erwischt

Bei der IGL Marchfeldkanal, die gegen die Errichtung der rund 950 Wohnungen durch Kabelwerk, Donaucity, Sozialbau und Co. auf die Barrikaden steigt, blickt man der Pressekonferenz schon gespannt entgegen. Denn laut der Bürgerinitiative gebe es keine Daten, die darauf schließen lassen, dass sich auf der Ausgleichsfläche jenseits des Marchfeldkanals eine nennenswerte Zieselpopulation entwickelt hat.

Die Ziesel übersiedeln nicht immer freiwillig

Lukas Mroz kritisiert die Zwangsübersiedlung der Nager in kleine Gehege.

Zudem kritisiert die IGL, dass die Bauträger nicht mehr darauf warten, dass die Ziesel freiwillig abwandern. „Scheinbar geht das nicht schnell genug. Darum werden Teilflächen nun geräumt. Erstmals hat man Ziesel eingefangen und abtransportiert“, sagt Sprecher Lukas Mroz. In kleinen Gehegen auf den Ausgleichsflächen werden die Tiere wieder ausgelassen. Bis jetzt habe man aber erst „etwa drei Nager“ gefangen.

"Positiver Entwicklungsstand"

Ein Grund, warum es nicht mehr waren, sei die höhere Wintersterblichkeit der Tiere, die Biologin Ilse Hoffmann in Baustellen-nahen Bereichen feststellte. Dass das Bauprojekt im Umkreis von 50 Metern Auswirkungen auf den Lebensraum der Nager hat, bestätigt die Umweltschutzabteilung (MA22) in Bescheiden.

Auf Anfrage heißt es dort aber, dass der Zieselbestand beim Heeresspital insgesamt einen positiven Entwicklungsstand zeige. Durch die Baumaßnahmen sei bisher „kein einziges Ziesel zu Schaden gekommen“. Zudem habe die Behörde ein jahrelanges Monitoring vorgeschrieben.

Die IGL Marchfeldkanal lädt am 10. Juni übrigens zur Ziesel-Wanderung ein. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Johann-Orth-Platz in Floridsdorf. Der Spaziergang unter fachkundiger Führung dauert zirka 1,5 bis 2 Stunden. 

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