Die Wiener SPÖ entdeckt die Peripherie

ABD0074_20180316 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Wiener SPÖ-Chef Michael Ludwig und Landesgeschäftsführerin Barbara Novak am Freitag, 16. März 2018, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. einer zweitägigen "Zukunftsklausur" der Wiener SPÖ am Kahlenberg. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
Vom einer Donaubühne bis zum Supergreißler reichen Ludwigs erste Vorhaben.

Ein Theater an der Wien gibt es bereits, jetzt könnte auch die Donau ihre eigene Bühne bekommen. Geht es nach dem neuen Wiener SPÖ-Chef Michael Ludwig, soll am Flussufer des 22. Bezirks eine Sommerbühne entstehen, wo klassische genauso wie Popmusik aufgeführt wird. "Das wäre gut für jene Wiener, die im Sommer die Stadt nicht verlassen wollen", sagte Ludwig am Freitag im Hotel am Kahlenberg.

Eineinhalb Tage hatten sich die knapp 60 Genossen auf dem Wiener Hausberg zu einer Klausur zusammengefunden, um Zukunftsthemen für die Stadt zu entwickeln. Herausgekommen sei laut Ludwig ein "Projektspeicher" mit rund 100 Ideen für die kommende Arbeit. Ein Teil davon wurde anschließend der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Stoßrichtung dabei ist klar: Künftig soll der Fokus stärker auf den Bezirken am Stadtrand und auf schlechter entwickelte Grätzel liegen, die bisher weniger von rot-grünen Projekten profitiert haben.

Plätze sanieren

Dazu passt auch eine von Ludwig angekündigte "Platzsanierungsoffensive", die schon demnächst starten soll – beginnend wohl mit dem Reumannplatz in Favoriten. Von "Supergreißlern" sollen wiederum vor allem ältere Menschen profitieren, die in Gebieten mit schlechter Nahversorgung leben. Dort soll man nicht nur Lebensmittel kaufen, sondern zum Beispiel Pakete aufgeben und sich zum Tratsch mit den Nachbarn treffen können. Verwaiste Erdgeschoß-Zonen will Ludwig beleben – etwa mit barrierefreien Arztpraxen.

Mit einer geplanten Mehrzweckhalle für Sport- und Kulturevents kommt der künftige Bürgermeister wiederum einer alten Forderung der Wirtschaftskammer entgegen – wobei der Standort und die Finanzierung noch völlig offen sind.

Als Gegenpol zu diesen eher kleinteiligen Projekten konkretisierte die neue Parteispitze eine Vision, die Ludwig zuletzt schon im KURIER-Interview skizziert hatte: Wien soll Europas Hauptstadt der Digitalisierung werden. Konkret ein internationales Zentrum für Cyber-Sicherheit. "Dazu wollen wir entsprechende Start ups sowie Forschung und Entwicklung fördern und internationale Konferenzen nach Wien holen", sagte Landesparteisekretärin Barbara Novak.

"Wien-Bonus"

Weitgehend vage bleibt hingegen vorerst die von Ludwig angekündigte Ausweitung des "Wien-Bonus": Ähnlich wie bei der Vergabe von Sozialwohnungen sollen auch in anderen Bereichen angestammte Wiener neu Zugezogenen bevorzugt werden. "Wir sind dabei, in allen Ressorts zu überprüfen, wo das möglich ist", sagt Ludwig, der sich jedenfalls in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt ähnliche Konzepte vorstellen kann.

Ebenso könnte es Maßnahmen geben, damit in Wien produzierte landwirtschaftliche Produkte stärker als bisher über den städtischen Markt vertrieben werden.

Verschnupft reagiert der grüne Koalitionspartner: "Ich frage mich: Woher kommt das Geld?", so Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou via Facebook. "Vor allem Projekte wie die angekündigte Mehrzweckhalle bereiten mir Unbehagen. Bitte kein weiteres Finanzdesaster a la Krankenhaus Nord oder Sanierung des Stadthallenbades."

Rote Pläne für Wien

Kommentare