Benny begrüßt Menschen, die das Einfamilienhaus auf dem Rosenhügel in Wien-Hietzing betreten, mit riesiger Freude. Der Welpe mit dem hellen Fell ist fünf Monate alt und noch sehr unruhig. Er wurde, wird erzählt, die ersten Monate von einem Halter in der Steiermark nicht unbedingt gut behandelt.
Claudia Gutjahr möchte auch diesem hochaktiven Mischlingshund lieber heute als morgen ein besseres Dasein ermöglichen. Sie weiß genau, was das bedeutet: „Ich habe in den vergangenen 15 Jahren das Leben von 5.000 Katzen und 600 Hunden gerettet.“
Wichtigste Mitarbeiterin in ihrem Verein „Die Pfotenretter“ ist Mutter Elisabeth Gutjahr. Die beiden Frauen haben sich ihre ehrenamtliche Tätigkeit in zwei Schichten aufgeteilt.
„Tiermama“ Gutjahr über die interne Diensteinteilung: „Meine Tochter macht dafür die Nachtschicht, ich beginne in der Früh mit dem Äußerln unserer Hunde.“
Zwanzig Katzen sowie sieben Hunde werden derzeit in ihrem Haus am Rosenhügel gepflegt und verpflegt. Das erfordert in der gelebten Praxis nicht enden wollende Aufmerksamkeit, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in jeder Woche. Dazu kommen durchschnittlich drei Besuche beim Veterinärmediziner. Und auch viel Papierkram.
Nicht zuletzt muss der Welt mitgeteilt werden, dass für den verspielten Benny schon bald ein möglichst „paradiesisches Zuhause“ gesucht wird, wie es Tochter Claudia Gutjahr nennt. Um passende „Adoptanten“ zu finden, muss sie den Hund in aller Ruhe fotografieren und dann ein paar Sätze über ihn schreiben. Und dann muss sie jede Bewerbung beantworten.
„Bei der Auswahl bin ich sehr streng“, erzählt die Tierliebhaberin. So sollten ihre Hunde möglichst in ein Haus mit ausbruchsicherem Garten ziehen können. Wer seinen Job – anders als sie – nicht daheim, im Homeoffice erledigen kann, hat ebenso schlechte Karten. Wenig Chancen sieht die Tierschützerin auch für jene Interessenten, die ihr antworten, dass sie ihren neuen Mitbewohner nicht in alle Zimmer ihrer Wohnung lassen möchten.
Und ja, es gibt ausreichend viele Menschen, die alle Kriterien erfüllen können (es gibt noch ein paar mehr). Und irgendwann heißt es – so wie bei Pflegeeltern, die für kurze Zeit Kinder ohne Eltern zu sich nach Hause nehmen, auch wieder Abschied nehmen. „Ich weine jedes Mal wie ein Schlosshund“, sagt Elisabeth Gutjahr. Was für ein Wortspiel in diesem Kontext! Sie lächelt.
Das Problem: Neben den seriösen Tierschutzvereinen gibt es leider auch noch etliche andere. Daher liefert die Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) folgende Anhaltspunkte:
1. Anerkennung: Der Verein muss im Vereinsregister registriert sein und gemeinnützigen Status genießen. Für die Vermittlung braucht der Verein eine eigene behördliche Erlaubnis nach §11 Tierschutzgesetz.
2. Transparenz: Der gemeinnützige Verein ist dazu verpflichtet, einen Finanzbericht zu erstellen und diesen auf Anfrage jederzeit öffentlich zu machen.
3. Verantwortung: Der Verein vermittelt nicht nur anhand von Fotos Tiere, sondern gibt auch umfassende Informationen über die Tiere weiter.
Die „Pfotenretter“ erfüllen die Kriterien. Mehr Infos unter: www.facebook.com/diepfotenretter. Spendenkonto: IBAN: AT38 2011 1849 6054 9600
„Den schönsten Platz“
Ihre Tochter erzählt, während eine der zwanzig Katzen mit Genuss vom Wasserglas des Berichterstatters trinkt, dass es auch Tränen der Freude bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit gibt: „Das ist immer dann, wenn wir für ein Tier, das wir soeben erst gerettet haben, den schönsten Platz der Welt finden konnten.“ Etliche Beweisfotos hat Claudia Gutjahr auf ihrem Handy gespeichert.
Den Tierschutzverein und ihre Arbeit finanziert sie mit den Einnahmen einer Single-Börse im Internet, die sie vor einigen Jahren aufgebaut hat und die sie von zu Hause aus weiter betreiben kann. Sowie durch private Spenden: „Die sind notwendig, denn alleine die Arbeit des Tierarzts kostet uns pro Monat 5.000 bis 6.000 Euro pro Monat.“
Nebenbei verdrücken die Katzen und Hunde so einiges pro Monat. Daher ist auch die Hygiene ein großes Thema. Die kostet täglich viel Zeit und verschlingt zusätzlich viel Geld.
Was den beiden Frauen regelmäßig zusetzt, ist die Gewissheit, dass sie zehn Mal so viele Asylplätze bräuchten: „Dabei reden wir noch nicht einmal über die miserable Situation in anderen Ländern.“ Mehr als neunzig Prozent der vom Verein „Die Pfotenretter“ betreuten Haustiere wurden in Österreich geboren. Und Tag für Tag landen neue dringliche Anfragen in der Mailbox.
„Leute haben uns schon einen Hund oder eine Katze in den Vorgarten geworfen“, erzählt Claudia Gutjahr. In diesem Kontext wünscht sie sich, dass die Zweibeiner etwas länger darüber nachdenken, bevor sie sich einen Vierbeiner anschaffen: „Alle Tierheime sind heute hoffnungslos voll.“
Zum Abschied alles Gute, kleiner Benny! Mögest du in diesem Asyl zur Ruhe kommen und dann auch an die richtigen Leute vermittelt werden!
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