Die Millionenbeute der Familie des kasachischen Alleinherrschers
Aus einer Haftanstalt in Kasachstan wurde ein angeblicher Belastungszeuge von zwei bewaffneten und maskierten Wächtern vor einen Computer geschleppt, wo er per Skype den in Wien lauschenden Staatsanwälten seine belastende Aussage gegen Rakhat Aliyev vortrug. In der Meinung, die Kamera sei bereits abgeschaltet, meinte er zum Ende grinsend: "Ein schönes Märchen."
Das hörten in Wien zwar die ebenfalls anwesenden Aliyev-Anwälte, doch die Wiener Staatsanwälte wollten es offenbar nicht hören: Die Behauptung der Anwälte, wonach es sich um ein politisch gesteuertes Verfahren mit einigen vom Geheimdienst KNB erpressten Falschaussagen handle, wurde von der Staatsanwaltschaft bis zuletzt bestritten.
Dabei waren politische Hintergründe von Anfang an augenscheinlich. Nach der Verehelichung mit Dariga Nasarbajewa, der ältesten Tochter des kasachischen Alleinherrschers Nursultan Nasarbajew, gehörte Aliyev zum engsten Kreis des kasachischen Machtzirkels. Aliyev wurde Chef der Steuerfahndung, stellvertretender Leiter des Geheimdiensts KNB und auch Hauptaktionär der Nurbank. Er war zeitweilig kasachischer Vize-Außenminister und mehrere Jahre Botschafter in Wien.
Allerdings hatte er sich mit seinem allmächtigen Schwiegervater überworfen. Der witterte nämlich einen Putschversuch seitens seines Schwiegersohns. Ab Mitte Mai 2007 tauchten plötzlich schwere Vorwürfe gegen Aliyev wegen des Verschwindens zweier Nurbank-Manager auf. Kasachstan forderte die Auslieferung, doch die österreichischen Behörden verweigerten diese. Laut einem Bericht des Außenministeriums wäre in Kasachstan mit der "Liquidierung" Aliyevs zu rechnen gewesen.
Menschenjagd
Ebenfalls wegen der Putschaffäre hatte sich der KNB-Chef Alnur Mussayev nach Wien abgesetzt. Der KNB begann in Wien mit einer Menschenjagd auf Aliyev und seine Gefolgsleute. Am 22. September 2008 blickte Mussayev nahe seiner Wohnung in der Wiener Landesgerichtsstraße plötzlich in die Mündung einer Pistole. Das Motiv für den und andere missglückte Entführungsversuch laut Verfassungsschutz: "Letztendlich hätten die beabsichtigten Überlieferungsversuche nach Kasachstan offensichtlich dazu gedient, diesen Personen in dortigen Verfahren weitere belastende Aussagen gegen Aliyev abzunötigen." Nachdem Mussayev als Belastungszeuge scheinbar nicht brauchbar war, wurde ihm plötzlich die Rolle des Beschuldigten als angeblicher Aliyev-Komplize zugedacht. Die angeblichen Beweise dafür kamen ebenfalls aus Kasachstan.
Für den kasachischen Präsidenten-Clan ist die Entwicklung unangenehm – zu eng ist die Familie Nasarbajew in die Affäre verstrickt. Denn bevor die Bankmanager angeblich ermordet wurden, mussten sie ihre Aktienpakete an der Nurbank abgeben. Die Begünstigte der abgepressten Aktienpakete war Präsidententochter Dariga. Ihr Sohn und Präsidenten-Enkel Nurali wurde Vizepräsident der Bank. Er soll die formelle Abwicklung der gewaltsamen Aktienübernahme organisiert haben.
Dariga belegte im Jahr 2013 mit 492 Millionen Euro auf der Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazins "Forbes" den Platz 13 in Kasachstan. Ihr 30-jähriger Sohn Nurali folgt mit 166 Millionen auf Platz 25.
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