Die letzte große Show am Heldenplatz
Kaiserwetter am Wiener Heldenplatz. Noch bevor die Massen zur Leistungsschau des Heeres strömten, fand in der Krypta ein Gottesdienst satt. Bundespräsident Heinz Fischer und Vertreter der Bundesregierung legten am gestrigen Nationalfeiertag Kränze nieder und gedachten der Neutralität Österreichs. Um 10.30 Uhr wurden 1365 Rekruten der Streitkräfte unter Anwesenheit der heimischen Spitzenpolitik feierlich angelobt. Zu diesem Zeitpunkt platzte der Heldenplatz bereits – auch dank des perfekten Wetters – aus allen Nähten.
Bundeskanzler Werner Faymann dankte der Bevölkerung für ihre Solidarität bei der Flüchtlings-Problematik: "Die Flüchtlingskrise hat Österreich erreicht, und sie wird zur Nagelprobe für Europa werden. Bis jetzt sind 300.000 Menschen durch unser Land gezogen. Davon haben fünf Prozent um Asyl angesucht." Faymann bemühte weiters die Geschichte: "Wir sollten nicht vergessen, auf diesem Platz wurde auch gehetzt. Jetzt ist es ein Platz der Demokratie und Freiheit." Ehrlicher Applaus zeigte die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Republik.
Gedenken und feiern
Doch die 1,5 Millionen Besucher (über drei Veranstaltungstage hinweg) kamen nicht nur, um zu gedenken, sondern auch, um zu feiern. Und dieses Vorhaben wurde den Massen leicht gemacht. Kinder kletterten in Hubschrauber-Cockpits umher, kraxelten auf Motorrädern der Militärstreife oder turnten ausgelassen auf Panzertürmen. Das Kriegsgerät wurde zum Spielplatz umfunktioniert. Und nicht nur der Nachwuchs, auch die helfenden Soldaten hatten sichtbar ihren Spaß dabei. Und wer den behäbigen Saab-Draken neben dem scharf geschnittenen Eurofighter stehen sah, erkannte unweigerlich die Entwicklung in der Waffenindustrie.
Höhepunkt der Leistungsschau zum 60-Jahr-Heeres-Jubiläum war der erstmals präsentierte Flugsimulator. Besucher mit viel Geduld saßen nach langem Warten in einem täuschend echten Hubschrauber-Cockpit einer OH-58 (zivile Bezeichnung: Bell 206 Jet Ranger). Heeres-Flieger nahmen am Co-Piloten-Sitz Platz und instruierten die aufgeregten Nachwuchsflieger. Fazit: Einen Hubschrauber nur annähernd seriös zu bewegen, ist eine extrem komplizierte Angelegenheit.
Montag zu Mittag mussten die Verantwortlichen sogar die Durchfahrtsstraße am Heldenplatz sperren. Presseoffizier Friedrich Tuma: "Die heurige Leistungsschau war die am stärksten besuchte Heeresveranstaltung seit 60 Jahren. Die Österreicher akzeptieren ihre Armee." Nachsatz des Offiziers: "Ich glaube auch, dass viele noch einmal am Heldenplatz (er wird saniert, Anm.) feiern wollten. Für die nächsten Jahre muss ein neuer Veranstaltungsort gefunden werden."
Hofburg statt Parlament
Tradition hat in Österreich eben seine Anhänger. Das zeigte sich auch beim Tag der offenen Türe im Parlament. Menschenschlangen drängten in den neoklassizistischen Prunkbau am Ring. Das baufällige, 1883 fertiggestellte Gebäude muss saniert werden. Die hohe Politik zieht während der Umbauarbeiten in die Hofburg.
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