Leopoldstadt-Ergebnis für Bürgermeister Häupl "katastrophal"
In der Leopoldstadt ist seit Sonntag nicht mehr nur der Prater grün. Bei der Wiederholung der Bezirksvertretungswahl landeten die Grünen mit 35,34 Prozent der Stimmen auf Platz eins, gefolgt von der SPÖ (28,06) und der FPÖ (22,47). Dahinter die ÖVP (6,01) knapp vor den Neos (5,06). Die Liste Andas hält mit 2,32 Prozent ihr Mandat. Das ist das Endergebnis inklusive der Stimmen der Briefwähler und EU-Bürger. Die Grünen sind damit die stärkste Kraft in der Leopoldstadt und stellen mit dem Ergebnis nach Neubau und Währing den dritten Bezirksvorsteher in Wien. Karlheinz Hora dankt ab, Uschi Lichtenegger, Spitzenkandidatin der Grünen, übernimmt.
Die designierte Bezirksvorsteherin zeigte sich am Montag noch immer überwältigt vom Wahlergebnis und betonte, dass ihr das Miteinander wichtig sei: "Egal, ob man wählen war, oder nicht. Ob man wählen durfte, oder nicht: Wir leben hier alle zusammen. Wir alle sind die Leopoldstadt. Darum geht es mir ab heute", sagt Lichtenegger. Daher werde sie in den kommenden Tagen und Wochen das Gespräch mit allen im Bezirk vertretenen Fraktionen suchen.
Katastrophe
Katzenjammer ist unterdessen bei der SPÖ angesagt. Am Montag trat Wiens Bürgermeister Michael Häupl vor Journalisten, um das Debakel in der Leopoldstadt zu erklären: "Die Mobilisierung war unser größtes Problem", sagte Häupl, das Ergebnis sei "katastrophal." Die SPÖ gibt erstmals in der zweiten Republik den Bezirksvorsteher in der Leopoldstadt ab. Eine Lösung für das Mobilisierungsproblem habe er nicht. "Wenn ich das jetzt hier vorlegen könnte, wäre ich ein politischer Wunderrabbi."
Auf eines wies Häupl aber sehr wohl hin: "Wahlkampf bedeutet auch, dass man kämpfen muss." Das sah auch seine Parteisekretärin Sybille Straubinger so. "Wir brauchen emotionalisierende Themen, damit die Leute zur Wahl gehen."
Welche personellen Konsequenzen es nach der Niederlage gibt, wollte Häupl nicht vorwegnehmen. Das werde in der Bezirkspartei "in den nächsten zwei Tagen" entschieden. Ob der bisherige Bezirksvorsteher Karlheinz Hora als Stellvertreter bleibt oder seinen Sessel ganz räumen muss, bleibt offen.
Frust und Freude
Ein Lokalaugenschein des KURIER Montagvormittag auf der Praterstraße zeigt: Mit dem Wahlergebnis haben selbst die Leopoldstädter nicht gerechnet. "Ja natürlich bin ich überrascht, dass die SPÖ so viel verloren hat", sagt Anton Bieszczad, der seit 1955 in der Leopoldstadt wohnt, und nennt auch gleich den Grund für die Wahlschlappe: "Die Leute sind angefressen und fühlen sich verarscht. Die SPÖ kann ihre Wähler nicht mehr mobilisieren."
Aufatmen
Auch Vera Broser ist eine langjährige Bewohnerin der Leopoldstadt. "Ich wohne seit 30 Jahren hier. Das Ergebnis hat mich sehr überrascht. Am meisten freut mich, dass die FPÖ nichts dazugewonnen hat. Das wäre eine Katastrophe für ganz Wien, wenn sie stärker werden würden", zeigt sich Broser erleichtert. Sie betont: "Für die Bundespräsidentenwahl heißt das aber noch lange nichts."
Dieser Meinung ist auch Paul Skedl. "Ich freue mich, dass die Grünen so stark waren, weil die SPÖ mag ich aus privaten Gründen nicht und die ÖVP ist eine Unternehmerpartei. Außerdem ist es super, dass die FPÖ nicht die stärkste Kraft wurde."
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