Die Guerilla-Taktiken der Touristiker

Die Guerilla-Taktiken der Touristiker
Sisi war gestern. Wien Tourismus verpasst der Stadt ein junges Image im Ausland. Trotz Finanzkrise boomt das Geschäft

Wien darf nicht zum Museum werden", sagt Norbert Kettner. Sissi, Lipizzaner - alles wunderbar, doch eben alt bekannt. Es ist ausgerechnet ein gebürtiger Tiroler mit bundesdeutschem Akzent, der Wien im Ausland verkauft. Kettner ist Chef von Wien Tourismus. Den Aufwand, den er und sein Team Jahr für Jahr auf insgesamt 23 Märkten weltweit betreiben, ist enorm. Ihr Job: Sie müssen potenzielle Touristen davon überzeugen, dass sie immer schon einmal nach Wien reisen wollten. Kein einfaches Unterfangen. Das Geschäft mit dem Städtetourismus mag boomen, doch immer mehr Metropolen beackern den Markt.

Kaffeehausduft in der U-Bahn

Die Guerilla-Taktiken der Touristiker

Kettner spricht von Nächtigungszahlen, von Wiener Werten und von verschiedensten Guerilla-Taktiken, mit denen er die Stadt im Ausland bewirbt. So waren in London, Hamburg und in Barcelona 170 Busse mit Wien-Sujets auf der Straße. In Bukarest versprühten Kettners Leute Kaffeehausaroma in der U-Bahn. Für Barcelona, Den Haag und Madrid wurden Enzis aus dem Museumsquartier angekarrt. Am Züricher Bahnhof tanzten Schweizer Walzer, während in der Pariser Metro Kopien von Dürers Feldhasen und Klimts Kuss hingen.

In Zeiten, da die Finanzkrise ganze Staaten in den Abgrund zu reißen droht, erweist sich das Geschäft mit den Wien-Besuchen als erstaunlich stabil. Mit über einer Mio. Nächtigungen erlebte die Stadt zuletzt den stärksten April aller Zeiten.
Und während auch in Wien die Arbeitslosenzahlen steigen, darf man sich zumindest in der Sparte Tourismus über Jobs und volle Kassen freuen. Der Wiener Wirtschaft brachte der Tourismus zuletzt einen Jahresumsatz von 2,6 Mrd. Euro.

Bewegte Häuser

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Für den Erfolg mitverantwortlich sind Aktionen wie jene in London im Vorjahr. Ein Gebäude wurde mittels 3-D-Projektionen zum Leben erweckt. Spektakuläre und bewegte Bilder ließen den Eindruck entstehen, als läge Wien an der Themse (s. Online-Hinweis). Sogar die werbefreie BBC berichtete und schloss den Beitrag mit einer Aufforderung, Wien zu bereisen. "Diese Form der Werbung ist für uns natürlich unbezahlbar", schwärmt Kettner noch heute. 60.000 User haben das Video auf Youtube bereits gesehen.
Das nächste Jahr steht im Zeichen des bedeutendsten Jugendstil-Vertreters Gustav Klimt. Gerade werden Folder gedruckt, Bleistifte verziert und 130 Journalisten aus aller Welt nach Wien gekarrt, damit sie zuhause die Werbetrommel für Wien rühren.

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