Der Winter hat Wien eiskalt überrascht

Der Winter hat Wien eiskalt überrascht
Der Schneedienst war mit der Witterung heillos überfordert, Verspätungen gab es bei den Öffis.

In der nächsten Tagen heißt es warm anziehen. Denn das Schneechaos vom Montag war laut Wettermodell nur der Auftakt zum „klirrend kalten Winter“. Meteorologe Thomas Knabl vom Wetterdienst ubimet garantiert richtige Schneemassen: „Vor allem im Osten und Süden kann es bis zum Wochenende punktuell sogar bis 20 Zentimeter Neuschnee geben. Flächendeckend muss man mit 15 Zentimetern rechnen. Über Wien, Graz und Klagenfurt wird sich ein dicker Schnee-Teppich legen.“

In niedrigen Lagen sind am Morgen bis zu minus zehn Grad möglich, die Höchstwerte pendeln sich bei bescheidenen zwei Grad ein. Und ab Mittwochnachmittag muss bis Samstag mit Dauerschneefall gerechnet werden. Zu den tiefen Temperaturen mischt sich auch noch ein eisiger Nordwestwind. Die Autofahrerclubs warnen vor allem im Osten vor Schneeverwehungen. „Der Wind bläst zwar nur mit maximal 60 km/h. Aber der eisige Pulverschnee lässt sich extrem leicht verwehen“, erklärt Wetterprofi Knabl.

Überraschung

Alles andere als professionell lief die Schneeräumung in Wien. Trotz eindringlicher Schneewarnungen in Medien und Wetterdiensten wurden private, aber auch die städtische Schneeräumung (wie jedes Jahr) vom Wintereinbruch „überrascht“. So suchte man um acht Uhr früh am schneebedeckten Ring vergeblich nach Pflügen. Befremdlich daher auch die Jubelmeldung der zuständigen MA 48. In einer Aussendung hieß es, dass der Frühverkehr ohne Probleme über die Bühne ging. Politisch kam es daraufhin zwischen SP, Grünen und FPÖ zur verbalen Schneeballschlacht (siehe Artikel re. unten). In Wien müssen 2800 Kilometer Straße geräumt werden.

An Arbeitsverweigerung dachte man beim Zustand so mancher Gehsteige. Noch zu Mittag stapfte man – vor allem in Nebengassen – durch knöcheltiefen Schnee. Auch die ÖBB hatten Probleme. Auf der Südbahn verlegte der Schnee Weichen, und ein defekter Triebwagen legte die Nordbahn lahm. Verspätungen bis zu 40 Minuten waren die Folge.

Ihren Spaß hatten die Tiere in Schönbrunn. Pandabären und Konsorten fühlten sich im Schnee pudelwohl.

Für Wintersport eignet sich die Schneedecke noch nicht. Aber zum Opening auf der Hohen Wand Wiese am Donnerstag gibt’s sicher genügend Schnee.

Am Montag sorgte die Schneeräumung in Wien wieder für Parteienzank. Der Grund: Die Radwege waren nämlich sehr früh – anders als in den Vorjahren – auffallend gründlich geräumt. Offenbar wollte sich die rote Rathausmehrheit Beschwerden vom grünen Koalitionspartner ersparen.

Nachdem der Standard-Redakteur und begeisterte Winter-Radler Eric Frey bei der morgendlichen Presseschau bei PulsTV den Umstand lobend erwähnt hatte, folgten wenig später politische Reaktionen der Opposition. FPÖ-Gemeinderat Anton Mahdalik: „Offenbar wurden zuerst die Radwege gesäubert, bevor Hauptverkehrsrouten wie der Ring vom Schnee befreit wurden.“

Die MA 48 dementiert: „Das 550 km lange Radwege Winter-Basisnetz wurde natürlich gleichzeitig zu räumen begonnen.“

Auch vor den Toren Wiens waren am Montag die Räumtrupps im Großeinsatz. Gerade die Außenringautobahn (A21) ist bei Schneefall ein Nadelöhr, weil die Strecke durch den Wienerwald Steigungen von mehr als fünf Prozent aufweist. Offiziell gilt sie als „Gebirgsautobahn“. Lkw bleiben immer wieder hängen. „Ab 9.30 Uhr haben Extrembedingungen geherrscht“, erklärt der Leiter der Autobahnmeisterei Alland, Martin Kottek. Bis zu Mittag standen er und 17 Schneepflugfahrer im Einsatz. Im Akkord räumten und salzten sie die 38 Kilometer lange Route.

„Gröbere Zwischenfälle sind aber ausgeblieben“, sagt Kottek. Zwei ungarische Lkw blieben im 15 Zentimeter hohen Schnee hängen und blockierten den ersten Fahrstreifen, ein Kleinbus rutschte in den Graben. Kritik übt Kottek an rücksichtslosen Autolenkern. „Ein paar wollen immer an den Räumfahrzeugen vorbeirasen. Nicht selten kommen sie ins Schleudern und manche sind schon in die Schaufel gekracht.“

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