Der tiefe Fall des Promi-Juweliers

Der tiefe Fall des Promi-Juweliers
Der Society-Juwelier Klimitsch ist seit einem Monat untergetaucht. Gegen ihn wird wegen Geld­wäsche und Steuerbetrug ermittelt. Und die Ost-Mafia sucht ihn wegen dubioser Gold-Geschäfte.

Ernst Klimitsch, Society-Juwelier und Schmuckdesigner ist seit Ende Juli untergetaucht. Die Finanz wirft ihm Steuerbetrug in zweistelliger Millionenhöhe vor, das Bundeskriminalamt ermittelt wegen Geldwäsche. Seit Dienstag wird europaweit nach dem Promi-Goldschmied gefahndet. Ihm drohen bis zu zehn Jahren Haft. Klimitsch aber kämpft mit einem wesentlich größeren Problem. Bei seinen Goldankäufen in Südost-Europa hat er sich mit der Mafia angelegt. Laut seinem Anwalt Wolfgang Bernt bezog sein Klient über die Ost-Connection mehrere Tausend Kilo Bruchgold.

Der 53-jährige Schmuckdesigner gründete für den Goldhandel die beiden Firmen mit den bezeichnenden Namen "Cash for Gold" und "Heavy Metal Company" (HMC). Das Edelmetall wurde eingeschmolzen und von HMC an "Cash for Gold" verkauft. In der Folge landete das Edelmetall bei der Ögussa. Den Preis für das gelieferte Gold bezahlte die Österreichische Gold- und Silberscheideanstalt in bar aus, oder überwies die hohen Summen auf das Konto von Klimitsch. Der Nobel-Juwelier jedoch führte bei den Millionen-Geschäften keine Mehrwertsteuer ab.

Morddrohungen

Als seine kriminellen Geschäftspartner von dem Steuerbetrug erfuhren, forderten sie eine Beteiligung. Klimitsch lehnte ab. Seitdem werden der Goldschmied und seine Familie – er war auch Geschäftsführer des Nobeljuweliers Kornmesser – mit dem Tod bedroht. Klimitsch tauchte unter und hält nur mit seinem Anwalt, Wolfgang Bernt, Kontakt. Betreffend des Steuerbetruges ist der Flüchtige geständig. Seitens des Finanzministeriums hofft man, Klimitsch möglichst rasch in Wien einvernehmen zu können: "Wir haben höchstes Interesse die Steuerschuld in Millionenhöhe einzubringen."

Interview: "Isoliert und auf der Flucht"

Anwalt Wolfgang Bernt vertritt den seit Dienstag europaweit gesuchten Juwelier Ernst Klimitsch. Im KURIER-Interview erklärt der Advokat die Hintergründe des unglaublichen Kriminalfalles.

KURIER: Wie viel Geld fordert die Ost-Mafia von ihrem Klienten?

Wolfgang Bernt: Nach meinem Wissen über eine Million Euro.

Warum zahlt Klimitsch die Summe nicht?

Weil er das Geld nicht hat. Er war ein Mäzen und Sponsor. Bei großen Events, wie etwa dem Life-Ball, hat er Millionen in Form von sündteuren Schmuckstücken gespendet. So machte er sich in der Society einen Namen. Man kann auch sagen, dass er verteilt hat wie der Weihnachtsmann. Hier spielt leider auch sein Geltungsbewusstsein eine entscheidende Rolle.

Wann wird sich Ihr Klient stellen?

Spätestens bis 15. September. Das haben wir telefonisch abgesprochen. Ich gehe mit ihm dann zu den Behörden.

Klimitsch lässt über Sie ausrichten, dass er zuerst die Probleme mit seinen dubiosen Geschäftspartnern aus dem Osten lösen muss ...

Meines Wissens sind die Schwierigkeiten großteils gelöst. Die handelnden Personen befinden sich auf der Zielgeraden.

Es gab auch Morddrohungen gegen Ihren Klienten.

Man erklärte ihm in unmissverständlichen Worten, dass zuerst seine achtjährige Tochter, dann seine Frau und zum Schluss er selbst sterben würde, falls er nicht kooperiert.

Wird Klimitsch, wenn er sich stellt, seine kriminellen Goldlieferanten verraten?

Dann ist er so gut wie tot. Mein Mandant wird zu hundert Prozent den Mund halten.

Sie haben bei der Stabsstelle Finanz ein Geständnis betreffend Steuerbetrug hinterlegt. Wann war das?

Mitte August. Ernst Klimitsch gibt dabei schriftlich auf fünf Seiten alle Vorwürfe zu.

Warum hat er nicht schon früher ein Geständnis abgelegt?

Die Angelegenheit ist ihm seit 2008 über den Kopf gewachsen. Er glaubte, sich irgendwie herauswinden zu können. Dann kam die Flucht. Jetzt gehen wir mit der Causa offensiv um.

Ist sich Klimitsch bewusst, dass wenn er sich stellt, eine jahrelange Haft auf ihn wartet?

Das Strafmaß beträgt bis zu zehn Jahren. Das Schöffengericht wird entscheiden. Aber er ist sich bewusst, dass er für Jahre hinter Gitter muss.

Wie ging die Geldwäsche vor sich?

Mein Mandant hat mit den hinterzogenen Steuermillionen mehrere Kunstwerke gekauft. Und er hat sie zu einem Teil auch wieder an namhafte Kunsthändler verkauft.

Wissen Sie, ob die Exekutive nach Klimitsch sucht?

Seit Dienstag ist ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Wien aufrecht. Die Polizei war bereits bei einem seiner Söhne aus einer vorigen Ehe. Die Fahndung läuft demnach.

Kennen Sie das Versteck des Promi-Juweliers?

Nein, und das ist auch gut so. In Österreich vermute ich ihn allerdings nicht.

Die mentale Belastung muss enorm sein. Wie geht es Klimitsch?

Er ist gänzlich isoliert und vor der Polizei und der Mafia auf der Flucht. Mein Mandant fürchtet um das Leben seiner Familie und um sein eigenes. Und es wartet eine lange Gefängnisstrafe. Es geht ihm sehr schlecht.

Werden Sie Klimitsch auch beim Prozess vertreten?

Nach dem heutigen Stand, ja.

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