Der Poker um die Elefantenrunde im TV

Bürgermeister Michael Häupl will dem Vernehmen nach nur eine große Wahldiskussion im TV bestreiten.
Wahlkampf in Wien: Bürgermeister Häupl will nur eine Debatte, zwischen ORF und Privaten laufen brisante Verhandlungen.

SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl macht sich selten rar. Doch im Hinblick auf den Wiener Wahlkampf scheint punktuell Absenz angesagt. Aktuell wird Häupl gleich von mehreren Fernsehsendern für eine sogenannte Elefantenrunde umworben. Doch dem Vernehmen nach will der Stadtchef nur eine TV-Konfrontation mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien machen.

Das Tauziehen

Die Elefantenrunden vor Wahlen sind nicht nur für die Parteien und deren Spitzenkandidaten wichtig. Eine größere Wählergruppe macht nach wie vor ihr Stimmverhalten vom Ausgang derartiger Events abhängig. Und den TV-Anstalten bescheren diese Veranstaltungen Top-Quoten. Hinter den Kulissen findet daher in Wien ein Tauziehen zwischen ORF und den Privaten ATV und Puls4 statt.

Denn am Tisch liegt ein Vorschlag von ATV, die TV-Konfrontation gemeinsam auszutragen. "Es muss nicht immer die altbekannte Elefantenrunde sein, ATV hat häufig bewiesen, dass innovative Wahldiskussionen gut angenommen werden", sagt Info-Chef Alexander Millecker.

Der ORF hält sich zu all dem noch bedeckt. Offizielle Statements gibt es vom Küniglberg nicht. Bestätigt wird aber die Gesprächsbereitschaft mit den Privaten.

Auskunftsfreudiger zeigt sich Puls4-Polit-Talkerin Corinna Milborn. Sie weiß, warum sie eine Elefantenrunde exklusiv haben will. "Bei den EU-Wahlen brachte uns das doppelt so hohen Marktanteil." Damit könnte es der Sender für die Parteien spannend und für Häupl unbequem machen: "Wir ziehen das durch, mit oder ohne den Bürgermeister."

Für Politik-Experten Peter Filzmaier birgt das ein Risiko: "Der Gag, einen leeren Sessel hinzustellen, ist eine Minute gut. Dann steht dort 50 Minuten ein leerer Sessel." Aber auch für den Abwesenden ist es ein Risiko. "Weil diese Runden beim Publikum sehr populär sind, ist eine Verweigerung schwierig." Denn wegen des erhöhten Interesses sind Elefantenrunden kurz vor der Wahl die Gelegenheit, Unentschlossene zu überzeugen. "Rund 20 Prozent der Wähler entscheiden sich erst in den letzten zwei Wochen", sagt Filzmaier. Häupl gegen Strache?Aber nicht nur das Tauziehen um die Elefantenrunde ist in Wien noch nicht ausgestanden. Auch das von Sendern präferierte Duell Michael Häupl gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hängt in der Luft.

Milborn bestätigt: "Wir wollen das machen." Im Wiener Rathaus hingegen steht man hier allerdings stark auf der Bremse. Denn ein Duell mit Strache würde auch der FPÖ helfen.

Das letzte Wort dazu ist nicht gesprochen. Denn in der Endphase des Wiener Wahlkampfes könnte es je nach Stand der Meinungsumfragen noch zu Überraschungen und damit doch noch zum rot-blauen Spitzenduell kommen, sagen Insider.

Elefantenrunden im Mai

Diese Debatten haben die Steiermark und das Burgenland (am 31. Mai wird gewählt) hinter sich. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl stellt sich sowohl im ORF (20. Mai, um 20.15 Uhr live in ORF 2 Burgenland, mit Neos) als auch dem lokalen Privatsender Schau-TV (25. Mai, 18-19 Uhr, ohne Neos) einer Runde der Spitzenkandidaten. Steiermarks Amtsinhaber Franz Voves belässt es beim ORF-Auftritt (20. Mai, 20.15 Uhr, ORF2 Steiermark), stellt sich aber Elefantenrunden bei zwei steirischen Print-Medien.

Das heftig diskutierte Riesenplakat, auf dem sich Wiens grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) im wahrsten Sinn des Wortes an der Wand klebt, sorgt bei Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für Amüsement.

"Ich habe sehr gelacht", äußerte sich der Stadtchef am Montag am Rande eines Pressetermins erstmals zum in der Vorwoche affichierten Sujet. "Wenn sich die Frau Vizebürgermeisterin an die Wand picken lässt, dann soll sie's tun. Ich kann sie nicht daran hindern", meinte Häupl vor Journalisten.

Ich soll die Pappn halten, wenn der Michi spricht

Der Poker um die Elefantenrunde im TV

Die Frontfrau der Wiener Grünen lächelt seit einer Woche von einem Megaplakat an der Linken Wienzeile. Der Körper der Politikerin ist mit Gaffa gefesselt, rund herum prangen Sprüche wie "Ich soll den Häupl Michi nicht immer so ärgern" oder "Ich soll die Pappn halten, wenn der Michi spricht".Mehr dazu hier.

Damit will der kleine Regierungspartner u.a. das zuletzt sehr in Mitleidenschaft gezogene Koalitionsklima von Rot-Grün humorvoll reflektieren.

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