Der Pflichtschulabschluss allein ist oft zu wenig

Stand und Bund wollen bessere Qualifikationen für Jugendliche.
Bund und Stadt Wien wollen die Job-Chancen von Jugendlichen weiter steigern.

Erfolge des Wiener „Qualifikationsplans 2020“ präsentierten Sozialminister Alois Stöger, Finanzstadträtin Renate Brauner und ihre für Bildung zuständige Kollegin Sandra Frauenberger (alle SPÖ) am Montag: So verlassen immer weniger Jugendliche nach der Schulpflicht das Bildungssystem – im Schuljahr 2008/09 waren es noch 9 Prozent (1538 Jugendliche), 2013/14 sind es 8,4 (1347). Parallel dazu sinkt die Zahl der Jugendlichen, die bis 24 keine weiterführende Ausbildung abgeschlossen haben; von 11,9 Prozent 2009 auf 10,2 Prozent 2015. Und immer mehr Wiener holen den Lehrabschluss nach: 2011 waren es 1734, 2015 immerhin 2129 Personen.

Ausbildungsgarantie

Seit 2013 werden unter dem Überbegriff „Qualifikationsplan“ Maßnahmen gebündelt, die darauf abzielen, die Zahl derer zu reduzieren, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Denn „der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und schlechter Ausbildung ist evident“, sagt Brauner. „38,5 Prozent der Menschen mit höchstens Pflichtschulabschluss sind arbeitslos, ein Lehrabschluss senkt diese Zahl auf 13,5 Prozent“.

Herzstück des Qualifikationsplans ist die Wiener Ausbildungsgarantie: Für 2016/17 haben AMS und Stadt 70 Millionen Euro investiert. Dadurch bekamen 4000 Jugendliche, die ohne Lehrstelle geblieben wären, einen Ausbildungsplatz. Dazu kommen das Jugendcoaching des Bundes (das den Übergang von Schule auf Berufsausbildung erleichtern soll) für 13.000 Teilnehmer sowie die Spacelabs der Stadt (wo Schulaussteigern Basisqualifikationen für die weitere Ausbildung vermittelt werden) für 900 Personen. Zudem eröffnete Wien Anfang September das Jugendcollege , in dem insgesamt 1000 Asylwerber bzw. -berechtigte notwendige Kompetenzen für Schule und Berufsbildung erlangen.

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske und Wolfgang Hesoun, Präsident der Wiener Industriellenvereinigung, unterstützen den Qualifikationsplan und sprechen sich für dessen Verlängerung aus. „Ich denke, es wird gut und notwendig sein, diesen Qualifikationsplan über das Jahr 2020 hinaus weiter fortzuführen und auch über 2030, 2040 nachzudenken“, sagt Kaske. Wenig nachvollziehbar ist für ihn, dass jugendliche Asylwerber von der Ausbildungspflicht ausgeschlossen sind.

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