Der Kampf um den Stadt-Parkplatz

Der Kampf um den Stadt-Parkplatz
Die Stadt sieht die Ausdehnung als Erfolg, eine Lösung für ganz Wien ist dennoch in weiter Ferne.

Mehr freie Parkplätze für die Anrainer, mehr Geld für die Stadtkassa. So liest sich die wenig überraschende Bilanz nach der Ausweitung des Parkpickerls in Wien.

Am 1. Oktober 2012 wurde in Wien die Parkraumbewirtschaftung auf die Bezirke 12, 14, 15, 16 und 17 ausgedehnt. Anfang 2013 wurde nochmals ausgeweitet. Die nun vorliegenden Zahlen zeigen, dass in den neuen Pickerlbezirken die Überparkung zurückging. In jenen Bezirken, die das Parkpickerl nicht einführen wollten, stieg hingegen der Parkplatzdruck. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sieht ihr Vorgehen bestätigt: „Die Parkraumbewirtschaftung hat für die Anrainer wesentliche Erleichterungen gebracht: Weniger Verkehr, weniger Lärm, mehr freie Parkplätze und weniger Stress.“ Nebeneffekt: Die Ausweitung brachte auch 40 Millionen Euro Mehreinnahmen.

Negativer Spitzenreiter vor der Einführung war Rudolfsheim-Fünfhaus, wo 96 Prozent der Parkplätze werktags besetzt (siehe auch Grafik) waren. Ab 90 Prozent sprechen Verkehrsplaner von einer Vollauslastung. In Rudolfsheim sank sie nun auf 74 Prozent, in Penzing gar auf 64 Prozent im Tagesschnitt.

Gerhard Zatlokal, Vorsteher im 15. Bezirk, sieht die Einführung daher „durchwegs positiv.“ Vor allem der Suchverkehr sei geringer geworden, Nicht-Wiener-Kennzeichen sehe man kaum mehr. Allerdings: „Am Abend wird es schon wieder eng.“

Strafen

Nicht nur durch das Parkpickerl werden Einnahmen lukriert, sondern auch durch Strafen. Jedes zehnte kontrollierte Auto wurde ohne Parkschein oder Pickerl angetroffen. Gerade diese Woche ärgerten sich viele über Strafzettel. Denn wer vor einem Jahr ein einjähriges Parkpickerl erworben hat, dessen Frist läuft gerade ab.

Keine Strafen, dafür auch kaum freie Parkplätze gibt es in den Bezirken ohne Parkpickerl. Den neuen Negativrekord hält nun Simmering, mit 95 Prozent Verparkung. Für Bezirksvorsteherin Renate Angerer (SP) kein Grund, das Parkpickerl einzuführen. „Wir haben die Entscheidung gegen das Parkpickerl getroffen, und dabei bleiben wir. Ich will den Simmeringern nicht zusätzliche Kosten aufbürden.“ Man habe außerdem nur in den Grätzeln nahe der U-Bahn den Parkplatzdruck, in anderen Teilen des Bezirks nicht.

Ausweichzone Hietzing

Auch in Hietzing suchen immer mehr Menschen einen Parkplatz. Und das, obwohl der Einpendelverkehr im Westen zuletzt um sieben Prozent zurückging. Doch seit in Penzing das Parkpickerl gilt, weichen viele auf Hietzing aus. „Vor allem im Wiental sind freie Parkplätze Mangelware“, sagt Bezirksvorsteherin Silke Kobald. Genau wie ihre VP-Amtskollegen in Döbling und Währing schließt sie eine Einführung des Pickerls weiter aus. „Wir brauchen eine wienweite Lösung“, sagt Kobald.

„Auch ich würde eine Lösung für ganz Wien bevorzugen“, sagt Vassilakou. „Allerdings hat die Volksbefragung festgelegt, dass die Initiative für die Einführung der Parkraumbewirtschaftung von den Bezirken ausgehen muss.“ Für eine einheitliche Lösung müssten sich alle 23 Bezirksvorsteher einig sein. „Und es waren die VP-Bezirksvorsteher, die eine einheitliche Lösung für den Westen Wiens verhindert haben“, erinnert Vassilakou.

Der Kampf um den Stadt-Parkplatz

Noch gibt es für Döbling keine genaue Zahlen, wie sich die Nicht-Einführung des Parkpickerls auf die Parkplatzsituation im Nobelbezirk ausgewirkt hat. Sie dürften sich wohl aber im Bereich von Währing bewegen. Döblings Bezirkschef Adi Tiller (VP) denkt jedoch weiter nicht daran, das Parkpickerl in Döbling einzuführen.

Er lässt hingegen mit einer pikanten Forderung aufhorchen: „Wir wollen von den 40 Millionen Mehreinnahmen ebenfalls was für unser Budget.“ Immerhin habe man rund um die Station Heiligenstadt Kurzparkzonen eingeführt. „Dass Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou mit dem Geld nur Radwege baut, das geht einfach nicht“, sagt Tiller. Immerhin habe der Bezirk die Aufgabe, die Straßen und Parkplätze zu erhalten. „Die nehmen Millionen ein und wir müssen um jeden Cent raufen. Das geht nicht. Sonst müssen wir künftig bei der Erhaltung der Straßen sparen“, droht Tiller.

Das Parkpickerl macht sich bezahlt – nicht nur für die Stadt, die 40 Millionen Euro an Mehreinnahmen lukriert, vor allem für die Bewohner, die endlich freie Parkplätze vorfinden.

Der nächste Schritt muss sein, das Parkpickerl weiter auszudehnen. Bisher wurde das Problem ja lediglich verlagert, aber nicht gelöst. Leidtragende sind die Bewohner knapp außerhalb eines Pickerl-Bezirks und an U-Bahn-Stationen. Viele dürfen sich auch bei ihren Bezirksvorstehern bedanken, die aus parteipolitischen denn aus Vernunftsgründen gegen die „Abzocke“ polemisieren.

Und Hand aufs Herz: Die 31 Cent, die das Parkpickerl am Tag in den Westbezirken kostet, das sollte uns der knappe städtische Lebensraum schon wert sein.

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