Hahslinger: Der Inspektor ist jetzt am Zug

Roman Hahslinger am Wiener Hauptbahnhof
Von der Kriminalpolizei zur Bundesbahn. Ein Gespräch mit Roman Hahslinger.

Es gibt diese Berufe, die nicht eben das beste Image haben. Polizisten zum Beispiel. Oder Eisenbahner. Man kennt sie aus den Fernsehserien: Schnauzbärtige Herren, die zwar der Fortbildung, nicht aber dem frühen Ruhestand abgeneigt sind.

Und ein Polizist, der nach mehr als 30 Dienstjahren ausgerechnet zur Bahn wechselt? Auch so jemanden kennt man aus dem Fernsehen: Roman Hahslinger war Pressesprecher bei der Wiener Polizei und gab in den Nachrichten viele Jahre lang Auskunft über Morde und andere Missetaten.

Auch abseits davon zeigte er sich nicht eben kamerascheu: Er heiratete etwa in einer TV-Show auf Vox oder engagierte sich in seiner Freizeit für die Pressearbeit beim Song Contest 2015 in Wien. Seit Anfang Jänner ist Hahslinger nun Sprecher der ÖBB. Der KURIER traf den 48-Jährigen und fragte, was einen Chefinspektor zur Bundesbahn führt.

"Spektakuläre Morde"

"Ich habe mit 15 bei der Polizei angefangen", erzählt Hahslinger. Er wollte Kriminalbeamter werden. "Ich habe die Aufnahmeprüfung geschafft und war dann viele Jahre bei der Kripo." Er ermittelte vor allem bei Raub- und Gewaltdelikten. Sein spektakulärster Fall? "Ein Betrug bei einer Bank mit 40 Millionen Euro Schaden. Da haben wir monatelang alle Beteiligten ausgeforscht. Der Fall spielte auch ins Rotlicht-Milieu hinein." Und natürlich "spektakuläre Morde" – über die Fälle von damals dürfe er aber nicht sprechen.

Freilich, ein derartiger Beruf verändere einen: "Man wird schon misstrauischer. Interessanterweise geht das aber wieder weg, wenn man nicht mehr in dem Bereich arbeitet."

Und wie ging es ihm mit den Vorurteilen gegenüber Polizisten? Da lacht Hahslinger: "Dass ich kein typischer Polizist bin, das habe ich wohl am öftesten gehört."

Im Jahr 2009 wechselte er schließlich in die Polizei-Pressestelle. Die gab es damals erst seit vier Monaten, und nicht jeder Kollege war von der Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung überzeugt. "Es hat ein bisschen gedauert, bis wir intern akzeptiert wurden. Dann haben die Kollegen aber gesehen, dass wir die Polizei gut repräsentierten."

Sein typischer Arbeitstag begann um 6 Uhr und endete oft spät. In Erinnerung ist ihm etwa noch ein Fall aus dem Jahr 2012: Der Wiener Rechtsanwalt Erich Rebasso wurde entführt und die Pressestelle drei Wochen lang mit Anfragen bombardiert. "Dann hab’ ich mir einen halben Tag frei genommen – und ausgerechnet da haben sie ihn tot aufgefunden." Auf Hahslingers Handy: fast 100 verpasste Anrufe.

Warum er schließlich zu den ÖBB wechselte? "Ich bin gefragt worden und hab’ zugesagt. Ganz einfach weil ich auch noch anderswo etwas bewegen möchte." Die Themen, mit denen er sich nun beschäftigt, seien ähnlich: "Zuletzt ging es etwa um die Sicherheit am Westbahnhof. Da hatte ich auch viel mit Ex-Kollegen von der Polizei zu tun." Und was ist anders? "Das Telefon läutet seltener. Dafür bekomme ich mindestens 150 Mails pro Tag."

Tennis und Triathlon

Viel Freizeit habe er aber auch im neuen Job nicht. "Das Handy ist fast immer aufgedreht. Wirklich Ruhe habe ich eigentlich nur, wenn ich im Ausland bin", sagt Hahslinger. Er reise sehr gerne: "Am besten hat es mir in Mexiko und in Thailand gefallen." Seine nächsten Wunschziele sind die USA oder die Malediven. "Und Sport habe ich in meiner Freizeit auch immer gerne betrieben. Früher Fußball, heute Tennis und Triathlon", erzählt der Rapid-Fan.

Und seine Pläne für die Zukunft? Was Berufe mit schlechtem Image betrifft, würde etwa noch der Politiker fehlen. Schließlich war auch Kanzler Christian Kern einst für den Bereich Kommunikation der ÖBB zuständig. Also nächster Halt Bundeskanzler? Hahslinger lacht laut: "Das plane ich sicher nicht. Ich will jetzt hier beruflich ordentlich Gas geben."

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