Der Haus- und Hoffotograf der Schönbrunner Zootiere
US-amerikanische Präsidenten, die Habsburger und die Schönbrunner Zootiere haben – so paradox es erscheinen mag – eine Gemeinsamkeit. Sie sind sehr darauf bedacht, welche Fotos von ihnen veröffentlicht werden.
Haben sie die Wahl, lassen sie sich daher auch nicht von irgendwem knipsen. Sondern von Stammfotografen, die ihre Modelle ins beste Licht rücken.
Im Fall der US-Präsidenten heißt der bekannteste Hausfotograf Pete Souza: Er lichtete zuletzt Barak Obama ab. Bei den Habsburgern war es Ludwig Angerer. Er erhielt 1860 als erster den Titel „k. k. Hof-Photograph“ und porträtierte etwa Kaiser Franz Joseph I.
In Schönbrunn heißt der Auserwählte Daniel Zupanc – und zwar seit 15 Jahren.
Wie viele Bilder er in dieser Zeit gemacht hat, hat sich der mehrfach ausgezeichnete Fotograf nicht ausgerechnet. Er würde ohne Zweifel auf eine beträchtliche Summe kommen.
An nur einem Tag im Tiergarten macht er zwischen 3.000 und 4.000 Fotos. „Davon wähle ich dann aber nur 4 oder 5 aus.“
Der Zoo verwendet diese für die Website, für Druck-Erzeugnisse (wie Plakate und Folder) und gibt sie im Rahmen seiner Medienarbeit an die Presse weiter. Das bedeutet: Zupanc prägt das Bild vom Zoo, das in der Öffentlichkeit vermittelt wird, stark mit.
Gitter ausblenden
Und dieses Bild ist eines ohne Gitter und Stäbe. „Den Tieren geht es hier gut, das möchte ich transportieren. Ich versuche, sie wie in der Wildbahn darzustellen“, sagt der 52-jährige Kärntner.
Das passt zur Vision des Zoos: „Schutz und Erhalt der Tierarten in ihren natürlichen Lebensräumen“ steht in seinem Leitbild ganz oben.
Wie Tiere in der Wildnis ausschauen, das weiß Zupanc genau: Er verbrachte einmal ein halbes Jahr in Australien, um die dortige Fauna zu fotografieren.
Strenge Anforderungen
Zwei Kriterien sind ihm bei seinen Zoo-Bildern wichtig. Erstens: der Hintergrund. Der müsse ruhig sein, damit er nicht vom Tier ablenke.
Zweite Anforderung: der Blick des Tieres. „Ein aufmerksamer Blick in die Kamera ist wichtig. Am besten hat das Tier auch noch den Mund leicht offen, sodass es wie ein Lächeln wirkt“.
Tricks, etwa an die Scheibe zu klopfen, sind für ihn dabei genauso ein No-Go wie für die Besucher.
Man erahnt: Um ein zufriedenstellendes Foto zu bekommen, braucht Zupanc viel Geduld. Bei so einigen Tieren weiß er bereits, dass er für ein gutes Bild Tage vor dem Gehege verbringt – zum Beispiel beim Faultier-Nachwuchs.
„Die kommen nur zwei Mal am Tag zum Fressen herunter. Und dann ist noch nicht garantiert, dass sie gut erwischt. Es ist wie eine Jagd.“
Daniel Zupancs Fotos erscheinen regelmäßig als Bildband und als Kalender (für 2022: „Babyalarm“ um 14,90 Euro). Beides ist im Buchhandel und im Tiergarten erhältlich.
Auf Anfrage bietet Zupanc im Tiergarten Foto-Workshops für Einzelpersonen oder Paare an. Mehr Infos dazu hier. Mehr Bilder gibt es auf Zupancs Instagram-Profil.
Zu dieser gehört es auch, manchmal leer auszugehen. „Um die Paarung der Pandas zu fotografieren, habe ich fünf Tage“, erzählt Zupanc. Das Problem: Die beiden hatten keine Lust – es gab letztlich kein Foto.
In die Höhle des Tigers
99 Prozent der Fotos macht Zupanc, wie die vielen im Zoo aktiven Hobby-Fotografen auch, aus der Besucherperspektive – also vor dem Gehege.
Nur in seltenen Ausnahmen geht er (sofern es die Pfleger erlauben) auch hinein: „Einmal war ich sogar im Tigergehege. Aber da war der Tiger nicht da“.
Berührungspunkte
Oft geht es bei derartigen Ausflügen darum, Accessoires für die Fotos zu positionieren – zum Beispiel außergewöhnliches Futter wie Lachstorten zum Geburtstag von Eisbärin Finja oder geschnitzte Halloween-Kürbisse für die Erdmännchen.
Die Tiere anzugreifen, ist für ihn tabu. Umgekehrt gilt das aber nicht: So kann es durchaus vorkommen, dass ihm ein Erdmännchen oder ein Panda-Baby sehr nahe kommt
Der 2007 geborene Panda Fu Long war übrigens einer seiner Türöffner zum Zoo. Er fotografierte das Jungtier für einen Bildband – unter anderem daraus entwickelte sich die Zusammenarbeit.
Heute ist Zupanc im Zoo fast so bekannt wie die tierischen Berühmten. Immer wieder fragen ihn Besucher nach Autogrammen für Bildbände und Kalender.
Ein Hauch vom Glamour von Berühmtheiten färbt eben auch auf jene ab, die sie inszenieren.
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