Demo der Freunde des Recep Erdogan in Wien

Konservative agitieren gegen Reformer.

Die bereits seit Wochen andauernden Proteste in der Türkei und die massive Polizeigewalt am Istanbuler Taksim-Platz zeigen nun auch Auswirkungen auf die türkische Gemeinde in Österreich. Sonntag ist in Wien eine Großdemo von Befürwortern des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan geplant. Nicht alle Wiener Türken sehen das aber mit Sympathie.

Die Organisatoren der Erdogan-Veranstaltung halten sich bedeckt. Angemeldet wurde die Demo beim Wiener Landespolizeikommando nur durch zwei bisher unauffällige junge Frauen. Der Titel heißt: „Unterstützung für Erdogan“. Damit ist zumindest klar, dass konservative Kreise dahinterstecken.

Die Organisatorinnen gaben eine Beteiligung von etwa 1000 Personen an. Aufgrund aktueller Erfahrungen rechnet man bei der Polizei aber mit bis zu 5000 Teilnehmern. Der Protestmarsch beginnt Sonntag um 13 Uhr am Columbusplatz in Wien-Favoriten. Von dort geht es fast fünf Kilometer weit über den Bereich Karlsplatz, Lothringer Straße, Getreidemarkt, Babenberger Straße und Mariahilfer Straße zum Christian-Broda-Platz.

Auseinandersetzungen um heimische Erdogan-Sympathisanten im Vorfeld haben gezeigt, dass die Massenkundgebungen am Taksim-Platz nicht nur die Türkei zu einem gespaltenem Land gemacht haben, sondern dass auch ein tiefer Bruch durch die etwa 250.000 Mitglieder umfassende türkische Gemeinde in Wien geht. So löste der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez einen Sturm der Empörung aus mit der Aussage, dass man alle Erdogan-Demonstranten in die Heimat abschieben sollte. Austrotürken, die Erdogans autoritären Führungsstil unterstützen, hätten in Österreich nichts zu suchen.

Konservative

Der Hintergrund: Es ist ein internationales Phänomen, dass Migrantengemeinden meist hochgradig konservativ eingestellt sind. Sie konservieren ihre Kultur ab dem Zeitpunkt des Auswanderns – und geraten damit in den Gegensatz zur jüngeren Generation. Dönmez hat zwar inzwischen seine Aussagen zurückgezogen und sich entschuldigt. Die Polizei stellt sich aber auf spontane, nicht genehmigte Gegendemonstranten ein.

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