Das Zwei-Millionen-Euro-Pech
Als am 6. August 2001 die Sofiensäle in Flammen aufgingen, brannte auch ein Teil Wiener Kulturgeschichte ab. 1838 als Bad errichtet, wurden die Räume später als Konzert- und Tanzsaal genutzt, in den 1990er-Jahren war es eine angesagte Clubbing-Location. Kaum ein Wiener, der in der Jugend nicht in den Sälen in der Marxergasse 17 war.
Ab 2001 war es vorbei mit der Kultur. Lange fand sich kein Käufer für die denkmalgeschützte Brandruine. Bis sich Bauunternehmer Erwin Soravia der Sache annahm – großzügig unterstützt von der Stadt.
Subventionen
Doch nach vier Jahren ist von den hohen kulturellen und bildungspolitischen Plänen nur wenig übrig. Es scheint fast, als hätte Soravia eine Pechsträhne.
Die Künstlerateliers konnten wider Erwarten doch nicht realisiert werden, da das Denkmalamt ein Dach über dem Ballsaal vorschrieb. Damit hätten die Ateliers weder Frischluft noch ausreichend Licht.
Auch der Einzug der Bildungseinrichtung stand unter keinem guten Stern. Ursprünglich hätte die Uni Klagenfurt einziehen sollen. Nach einem Rektorenwechsel zog sich die Uni überraschend zurück. Mehr als 3100 Quadratmeter standen leer. Also zogen ein Luxus-Boutique-Hotel, ein Restaurant und ein nobler Fitnessclub ein.
Fehlende Genehmigung
Auch die kulturellen Veranstaltungen konnten bis dato nicht durchgeführt werden. "Die Bauarbeiten wurden noch nicht fertiggestellt. Die endgültige Betriebsgenehmigung liegt noch nicht vor – Kulturprogramm kann daher erst danach umgesetzt werden", sagt eine Sprecherin der Soravia-Group. Im Herbst solle es so weit sein.
Eine Wahlkampfveranstaltung von Michael Spindelegger war dennoch möglich – dank einer Sondergenehmigung.
Für VP-Gemeinderätin Isabella Leeb kein Zufall. "Das Beispiel Sofiensäle zeigt eindrucksvoll die Problematik des sozialistischen Förderwesens in Wien auf. Es gibt keine sachlichen und nachvollziehbaren Kriterien", sagt Leeb. Allzu oft seien die Begründungen in Förderakten das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden. "Gefördert wird wohl nach persönlichen Nahebeziehungen", spielt Leeb auf die langjährige Freundschaft zwischen Bürgermeister Michel Häupl und Erwin Soravia an.
Leeb hat eine Anfrage an den Kulturstadtrat gestellt, ob es eine Vereinbarung zur kulturellen Nutzung gab.
Das Geld sei lediglich für die Fassadensanierung genehmigt, heißt es dazu in der Beantwortung. Aber: "Nach Angaben der Betreiber soll es – nach Vorliegen aller erforderlichen Genehmigungen – eine kulturelle Bespielung geben." Mailath: "Kultur kann nun einmal nicht verordnet werden." Fördergelder offenbar schon.
Die Kärntner Brüder und Bauunternehmer Erwin und Hanno Soravia sind in Wien nicht unbekannt.
Der erste große Coup dürfte Erwin Soravia 2001 gelungen sein. Damals wurde das Dorotheum privatisiert. Der Rechnungshof kritisierte daraufhin den Verkauf an OneTwoSold, hinter der Erwin Soravia und der Krone-Herausgaber Christoph Dichand stehen. Denn der Verkaufserlös des Bundes lag mit 70,57 Mio. Euro um rund zehn bis 20 Mio. Euro unter der Verkaufspreis-Empfehlung seitens der Investmentbank.
Ein wenig lohnendes Geschäft für die Stadt Wien war die Errichtung der „Town Town“ in Erdberg. Als reine Bürostadt geplant, floppte das Projekt total. 2009 stieg Soravia aus. Die Stadt Wien kann nun die Folgekosten alleine stemmen.
Zuletzt war Soravia wieder in den Schlagzeilen. Auf der Donauplatte will er einen 150 Meter hohen Wohnturm errichten, die „Danube Flats“. Verärgerte Anrainer protestieren seit Monaten gegen das Hochhaus.
Im Rathaus ist Erwin Soravia hoch angesehen. Im Vorjahr verlieh Bürgermeister Michael Häupl seinem Freund das Goldene Verdienstkreuzes des Landes Wien, laut Häupl ein „Dankeschön der Stadt für die unternehmerischen Leistungen Soravias“.
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