Das Wiener Spielefest kann heuer nicht stattfinden
Während sich im deutschen Nürnberg in diesen Tagen die Spielebranche zu ihrer weltweit größten und wichtigsten Fachmesse trifft, gibt es für Spielefreunde in Österreich schlechte Nachrichten: Wie der KURIER erfahren hat, findet das Wiener Spielefest, das traditionell im Austria Center über die Bühne geht, dieses Jahr nicht statt.
Die Aussteller wurden vor wenigen Tagen darüber informiert, dass das Fest, das im Oktober des Vorjahres Tausende Besucher anzog, abgesagt ist. Nach der coronabedingten Pause war man euphorisch in die Neuauflage des Festes gestartet. Dass es dennoch zu keiner Wiederholung kommt, hat finanzielle Gründe, wie in der Branche gemunkelt wird. Dort ist die Verärgerung groß.
Veranstalter ist das Austria Center Vienna selbst, das das „Herzensprojekt“ 2019 übernommen hatte, als die einstigen Organisatoren das Fest – ebenfalls aufgrund der hohen Kosten – 2016 nicht mehr stemmen konnten.
Veranstalter zerknirscht
Im Austria Center bestätigt man die Absage auf KURIER-Nachfrage – und zeigt sich zerknirscht. Der Zuspruch der Gäste war 2022 nämlich groß. Mit rund 15.000 Besuchern an drei Tagen konnte man die Zahl des Vorkrisenjahres 2019 sofort überbieten.
Was fehlte, seien jedoch die Aussteller gewesen, ist zu hören. „Viele große Spieleverlage, die ihren Sitz in Deutschland haben, konnten wir im Vorjahr nicht dafür gewinnen, uns ausreichend zu unterstützen“, so David Scheurich, Sprecher des Austria Center. Geblieben seien einige wenige Platzhirsche, wie etwa Piatnik und Ravensburger; andere bekannte Verlage hatten keine oder nur kleine eigene Stände auf dem Fest.
Beim Austria Center will man am Konzept der Veranstaltung jedoch grundsätzlich festhalten – und sieht die Spieleverlage gefordert: „Sie müssen Flagge zeigen und sich zu Wien bekennen“, so Scheurich. Immerhin ist der österreichische Spielermarkt groß, die Begeisterung der Menschen für Spiele ist ungebrochen.
Die Idee des Spielefests soll also weiterleben. Ob es 2024 erneut im Austria Center stattfinden kann, ist unklar – und hängt an der Finanzierung. Derzeit werden unterschiedliche Pläne gewälzt. So gibt es die Überlegung, nach Graz weiterzuziehen – oder sich an der Modellbaumesse in Tulln zu beteiligen.
Definitiv abgesagt sind hingegen die Kunstmesse „Spark Art Fair“ und die „Wiener Automesse“. Auch hier mangelte es nicht an Besuchern. Die eine ist wegen „Interessenskonflikten innerhalb der Wiener Kunstszene“ abgesagt, die andere, weil Importeure über hohe Kosten bei weniger Neuzulassungen klagen.
Lange Tradition
Das Spielefest ging erstmals im Jahr 1984 über die Bühne. Es ist eine Institution, die auch Autoren, Fans und kleine Vereine zur Vernetzung nutzen
Großer Ansturm
Im Jahr 2022 war die Begeisterung für die Messe groß. An drei Tagen konnte man 15.000 Besucher anlocken
Organisatoren
Der Veranstalter ist seit 2019 das Austria Center Vienna selbst. Die einstigen Organisatoren konnten zuvor das Fest aufgrund der hohen Kosten nicht mehr stemmen
Um die heimische Messelandschaft müsse man sich aber keine Sorgen machen, sagen Experten. Im Gegenteil: Der Herbst sei sehr gut verlaufen, sagt Markus Grießler, Tourismusobmann in der Wirtschaftskammer Wien.“
Viele Besucher
Messen hätten es während der Pandemie allerdings schwieriger gehabt als Kongresse, heißt es aus dem Vienna Convention Bureau. Der Grund: Tagungen konnten auch virtuell abgehalten werden, während Messen davon leben, dass Produkte vorgestellt werden, die man auch anfassen kann und soll.
Genau das habe jetzt aber einen positiven Effekt, sagt Clara Wiltschke vom Messeveranstalter Austrian Exhibition Experts GmbH: „Weil man so lange auf persönlichen Kontakt verzichten musste, ist die Begeisterung für Messen sehr groß.“ Die Vienna Comic Con habe im Herbst 2022 mit 35.683 Besucher etwa ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zu 2019 verzeichnet.
An begeisterungsfähigem Publikum mangelt es in Wien also nicht. Jetzt müssen nur noch die Aussteller mitziehen.
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