Das Versteckspiel des Mordverdächtigen

Daniel und Claudia gaben sich als verliebtes Paar. Baby Louis hätte im März geboren werden sollen.
Langsam sickern immer mehr grausame Details zum Mord an Schwangerer und Kleinkind durch.

Die Akte Claudia Konstantinovics und ihres 21 Monate alten Sohnes Noah wurde am Freitag innerhalb von Stunden vom Vermissten- zum Mordfall. Unter Tatverdacht steht, wie berichtet, Lebensgefährte Daniel L., ein Polizist mit dem das Opfer gerade das zweite Kind erwartete.

Der Mordverdächtige sitzt seit Freitagabend in Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft, die Einvernahme wird vermutlich mehrere Tage dauern. Nach wie vor rätseln die Ermittler über das Motiv. Der Mordverdächtige gibt sich im Verhör schweigsam. Der genaue Tathergang und ob er seinen Sohn und seine Freundin mit der Dienstwaffe erschossen hat, stand am Samstag noch nicht fest.

Begonnen hat der Kriminalfall bereits Anfang der Woche in einem Wohnblock in Wien-Margareten.

Chronik des Verbrechens

Nachbarin Saadie A. hört in der Nacht auf Montag verdächtige Geräusche aus der Wohnung des Paares. Beim Blick durch den Türspion kann die Mutter aber nichts erkennen, wie sie zum KURIER sagt: "Ich habe dann auch aus dem Fenster geschaut, aber beim Haupteingang ist niemand herausgekommen. Vielleicht hat der Täter das Wohnhaus über einen der anderen Ausgänge verlassen."

Später fallen Saadie A. dann Blutspuren im Gang auf, die von der Wohnungstür des Paares zum Lift führen. "Ich habe sofort die Polizei gerufen." (Siehe Interview unten)

Die Beamten, die den Notruf überprüfen, sind Kollegen von Daniel L., der seit Jänner auf der Polizeiinspektion in Margareten seinen Dienst versieht. Sie nehmen den Vorfall auf. Auch die Wohnung wird überprüft, doch nichts deutet auf ein Verbrechen hin. Weil im Gang nur geringe Mengen Blut gefunden werden, wird vorerst nicht weiter ermittelt.

Am Dienstag hätte Daniel L. zum Nachtdienst in der Inspektion erscheinen sollen, meldet sich aber krank. Vorher erstattet er eine Abgängigkeitsanzeige, weil seine Lebensgefährtin und der gemeinsame Sohn unauffindbar seien. Laut dem 23-Jährigen habe die gebürtige Kärntnerin mit dem Kind am Montag die Wohnung verlassen. Er erzählt, dass seine Freundin Kleidung für Noah mitgenommen hätte und gibt sich als besorgter Vater. Eine Freundin des Opfers erzählt später, dass Daniel L. auch viele von Claudias Freunden kontaktierte: "Er wollte wissen, ob Claudia vielleicht bei mir ist oder ob ich mir erklären kann, was passiert ist." Zu dem Zeitpunkt ist die 25-Jährige schon tot.

Die besorgten Freunde wenden sich am Dienstag schließlich an die Öffentlichkeit. Via Facebook starten sie einen Aufruf, der österreichweit in vielen Medien veröffentlicht wird. Der mediale Druck zwingt die Ermittler, weiter nachzubohren. Anrufe nimmt Daniel L. aber oft gar nicht entgegen, hebt er doch ab, zeigt er sich unkooperativ.

Blutspuren verwischt

Nachdem am Donnerstag immer noch keine brauchbaren Hinweise auf den Verbleib von Mutter und Sohn eingegangen sind, stellen die Ermittler die Wohnung des Paares auf den Kopf – und finden Hinweise auf ein Verbrechen: "Im Schlafzimmer und im Bad wurden Rückstände von Blut gefunden, das der Täter zu beseitigen versucht hatte", bestätigt Polizeisprecher Patrick Maierhofer.

Das Blut lenkt den Verdacht der Ermittler endgültig auf den Polizisten. Dieser hat sich am Mittwoch Urlaub genommen und ist in seine Heimat Trofaiach in der Steiermark gefahren. Die Leichen hatte er vermutlich in Koffern aus der Wohnung transportiert und mit dem Auto in seine Heimat gebracht. Als die Ermittler dort eintreffen, gesteht er den Mord. Claudia und Noah werden später auf einer Wiese abgelegt, gefunden.

Am Tag des Geständnisses, erfuhr die Nachbarin erst, was sie am Montag mitangehört hatte.

KURIER: Warum haben Sie am Montag die Polizei verständigt?
Saadie A.: Ich war schon im Bett, hörte plötzlich sehr laute Geräusche und hatte Angst. Weil ich aber durch den Spion und aus dem Fenster nichts Konkretes gesehen habe, konnte ich nicht die Polizei rufen. Erst später habe ich dann Blutspuren am Boden im Gang entdeckt und dann gleich Alarm geschlagen.

Haben Sie Schüsse gehört?
Nein, es war eher ein lautes Poltern. Die Wände sind sehr dünn und wir sind direkte Nachbarn. Schüsse hätte ich auf jeden Fall gehört.

Hat das Paar in letzter Zeit verändert gewirkt?
Beide waren nette junge Leute. Man hat sie aber nicht oft gemeinsam gesehen. Die Frau war meistens mit dem Kind alleine unterwegs. Aber dass so etwas passiert, hätte ich nie geglaubt.

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