Als wäre nichts gewesen? Nach zwei abgespeckten Ausgaben ist das Wiener Donauinselfest 2022 zu alter Stärke zurückgekehrt: Auf elf Bühnen wird 600 Stunden Programm für alle Altersklassen geboten. Erst beim etwas genaueren Hinschauen fallen kleinere und größere Veränderungen auf, wie sich beim Lokalaugenschein des KURIER am Samstag zeigte.
Am heurigen Fest war nämlich auch eine Spaßbremse namens Corona anwesend: Die SPÖ Wien als Veranstalterin appellierte, nur getestet auf die Donauinsel zu kommen und in Menschenansammlungen Maske zu tragen. Kontrolliert wurde das aber nicht.
„Auch wenn wir uns sehr freuen, dass wir ein richtiges Donauinselfest begehen können, ist immer noch Vorsicht geboten“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig zum KURIER, der am Samstag mit Bundespräsident Alexander van der Bellen auf der Insel unterwegs war. Er selbst trage in Innenräumen am Fest Maske, erklärte Ludwig. Nicht allzu viele Besucher folgten seinem Beispiel.
Gratis, aber teuer
Der zweite ungebetene Gast heißt Inflation. Der Eintritt am Wiener Donauinselfest ist zwar nach wie vor frei; die Geldbörse vieler Besucher dürfte dennoch beim Nach-Hause-Gehen um einiges leichter geworden sein. Am Gelände scheint es sogar eine interne Inflationsrate zu geben, die anzieht, je näher man dem Hauptprogramm kommt. Das lässt sich am Bierpreis veranschaulichen: Bei den Ständen außerhalb des Kerngeländes ist Dosenbier mitunter um 4,50 Euro zu haben. Rund um die Hauptbühne sind schon sechs Euro fällig, für einen halben Liter Ottakringer im Plastikbecher – für den freilich auch noch Pfand zu entrichten ist.
„Die Preise sind gar nicht okay“, finden sechs junge Männer aus dem Mostviertel. Sie haben gerade eine Runde Mango-Spritzer um 5,50 Euro pro Stück bestellt. Sie lassen es sich trotzdem schmecken – sie seien alle berufstätig und könnten sich das eine oder andere hochpreisige Getränk schon noch leisten, sagen sie.
Ähnlich sehen das Katharina und Anna aus Wien, die sich einen kleinen Cocktail um sechs Euro gönnen. Sie haben ihre eigene Strategie, um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen: „Wir klappern alle Stände ab, wo es Gewinnspiele gibt“. Ansonsten fühle sich das Donauinselfest für die zwei jungen Frauen wie vor der Pause an: „Es ist genau so wie früher, wir merken gar keinen Unterschied. Sehr nette Leute, super Stimmung, gute Getränke.“
Wer über die hohen Preise meckerte, konnte sich zumindest über bestes Donauinselwetter freuen: Nach dem heißen Freitag startete der Samstag etwas unterkühlt und feucht, am Nachmittag gab es dann aber angenehme 24 Grad. Am heutigen Sonntag wird es laut Prognose wieder heiß, das Thermometer steigt auf über 30 Grad.
Nicht nur mit dem guten Wetter, sondern naturgemäß auch in puncto Programm kann das Donauinselfest 2022 überzeugen. Highlights vom Samstag auf der Hauptbühne: Die Austropop-Urgesteine Stefanie Werger und Peter Cornelius sowie Italo-Barde Umbertro Tozzi.
Am heutigen Sonntag geht das Comback-Donauinselfest unter anderem mit Auftritten von Apocalyptica, Jan Delay, Ernst Molden und Ursula Strauss ins Finale.
Kommentare