Das Geschäft mit den Parksündern

Das Geschäft mit den Parksündern
Falschparken kostet in Wien mindestens 400 Euro, kann aber weit teurer werden. Etwa wenn man eine Straßenbahn an der Weiterfahrt hindert.

Gerade im Advent sind in den Wiener Innenstadtbezirken Parkplätze Mangelware. Dass Autofahrer entnervt aufgeben und illegal parken, scheint verständlich, kann aber teuer werden. Denn gerade an den Adventwochenenden haben die Abschleppdienste Hochsaison. Für die Autobesitzer wird es jedenfalls richtig teuer.

Fast 400 Euro kostet die Wiederbeschaffung eines falsch abgestellten Autos mindestens, rechnet der ÖAMTC vor. Allein an das Abschleppunternehmen sind 242 Euro zu bezahlen, dazu kommt die Organstrafe von mindestens 108 Euro. Bei schweren Vergehen, etwa einer starken Verkehrsbehinderung oder einem Sicherheitsrisiko, kann die Strafe bis zu 726 Euro ausmachen. Dazu sind neun Euro pro Tag für die Verwahrung am Abschleppplatz in Simmering zu berappen. Dieser ist praktisch nur mit dem Taxi zu erreichen. Im Extremfall sind das knapp 1000 Euro.

Strafe für Blockierer

Es kann aber noch teurer werden. "Wer eine Straßenbahnlinie am Weiterkommen hindert, dem verrechnen wir unsere Zusatzkosten", sagt Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann. So können Überstunden für Fahrpersonal und weitere Einsatzkosten gleich einige hundert Euro kosten. Besonders abschleppgefährdet sind auch Autos, die in zweiter Spur, auf Behinderten-Parkplätzen, vor Hauseinfahrten oder in Taxizonen abgestellt werden. Auch auf Durchzugsstraßen wird – bei dem in Verkehrsspitzenzeiten geltenden Halteverbot – rigoros abgeschleppt.

Für die Stadt Wien ist das Ganze ein einträgliches Geschäft. Das belegen die Zahlen der vergangenen Jahre, die dem KURIER vorliegen. Nahm die Stadt im Jahr 2012 nur 31,7 Millionen Euro an Strafen ein, waren es im Vorjahr bereits 62,4 Millionen Euro, der absolute Höchstwert betrug im Jahr 2014 rund 65,7 Millionen Euro (siehe Grafik). Auch heuer wurde schon kräftig gestraft. So wurden bis Ende Oktober bereits 46,8 Millionen Euro an Bußgeld eingehoben. Hier fehlen noch die "starken" Monate November und Dezember. Die Strafen werden aber nicht für den Verkehrsbereich eingesetzt. "Die Einnahmen aus den Verkehrsstrafen fließen zur Gänze ins Sozialbudget", erklärt die zuständige Finanzstadträtin Renate Brauner (SP).

Der Grund für den Anstieg ab 2012 ist rasch erklärt. Seit der Integration der sogenannten Blaukappler (Organe der Stadt) in die Truppe der Weißkappler (Organe der Polizei) und seit der Ausweitung des Parkpickerls wurde die Gruppe Parkraumüberwachung sukzessive aufgestockt. Insgesamt machen mittlerweile 480 Parkwächter in ganz Wien Jagd auf Falschparker. "An den Einkaufssamstagen im Advent werden sie verstärkt unterwegs sein", kündigt Polizei-Sprecher Paul Eidenberger an.

Falle Anrainerparken

Noch eine weitere Falle wartet auf die Autobesitzer. Immer mehr Parkplätze in Wien sind exklusiv für Anrainer aus dem jeweiligen Bezirk reserviert. Was viele jedoch nicht wissen: Diese gelten an allen sieben Tage der Woche, durchgehend 24 Stunden.

"Viele Autofahrer aus den Bundesländern, aber auch noch viele Wiener kennen aber nur die Kurzparkregelung und denken, dass am Samstag und Sonntag auch die Anrainerparkplätze nicht nur für Anrainer reserviert sind", warnt ÖAMTC Sprecher Harald Lasser. Das Problem könnte sich verschärfen, da mit der Ausweitung des Parkpickerls auch das Anrainerparken ausgeweitet wird. Abgeschleppt wird man dort zwar nicht, die Strafe beträgt trotzdem 36 Euro.

Ein Platz in einer Parkgarage ist jedenfalls in allen aufgeführten Fällen billiger.

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