DNA von Mordverdächtigem quer durch Europa geschickt

Dariusz Pawel K., 29, zog seit 2008 durch Nord- und Westeuropa. Im Mai soll er in Wien-Donaustadt ein Ehepaar getötet haben, im Juni wurde er gefasst.
Mordverdächtiger Pole beschäftigt Kriminalisten einiger Länder. Sogar Dolmetscher fürchten sich vor ihm.

Er ist ein Mandant, wie man ihn nicht alle Tage hat, so viel steht für seinen Verfahrenshelfer Victor Valent fest. Drei bestialische Morde, ein Mordversuch und mehrere Eigentumsdelikte quer durch Europa werden dem 29-jährigen Dariusz Pawel K. vorgeworfen. Vorerst.

Dem glatzköpfigen Polen eilt ein Ruf voraus, der offenbar sogar routinierte Justizmitarbeiter verschreckt. Beim ersten Gesprächstermin mit seinem Mandanten in der Justizanstalt Wien-Josefstadt sei der polnische Übersetzer erst gar nicht erschienen, beim zweiten Versuch habe sich die ersatzweise bestellte Dolmetscherin geweigert, mit dem Mordverdächtigen zu sprechen. Valent sieht es pragmatisch: "Man muss in diesem Beruf eine gewisse Distanz wahren. Jeder hat das Recht auf eine ordentliche Verteidigung."

Serienmörder?

Valent dementiert Gerüchte, wonach sein Mandant "der erste europaweit aktive Serienmörder" sein könnte. K. sei "mordend und vergewaltigend" durch die Lande gezogen, mutmaßte zuletzt der britische Boulevard.

Tatsächlich interessieren sich aber Kriminalisten in halb Europa für Dariusz Pawel K. Seine DNA wurde in mehrere Länder geschickt und mit Spuren von Tatorten ungeklärter Verbrechen verglichen.

DNA von Mordverdächtigem quer durch Europa geschickt
Darius Pawel K., Mord, Donaustadt
Das habe mit der Reiselust seines Mandanten zu tun, erklärt Anwalt Valent. K. gab zu, seit 2008 in Nord- und Westeuropa unterwegs gewesen zu sein und immer wieder Einbrüche verübt zu haben. In England soll er einige Jahre gelebt haben. "Es gibt aber keine Hinweise auf weitere Gewaltverbrechen", betont der Verfahrenshelfer.

Der Weg bis zum fertigen Strafantrag ist ein langwieriger: Immer wieder müssten Ermittlungsakten in mehrere Sprachen übersetzt und verschickt werden, schildert Valent. Es sei nicht abzusehen, wann dem 29-Jährigen der Prozess gemacht wird.

Gestanden hat er bisher die Messerattacke nach einem Ladendiebstahl in Salzburg im Mai 2012 sowie die Morde an Erna und Gerhard H. in Wien-Donaustadt im Mai (der KURIER berichtete) und den Mord am 79-jährigen Bo Georg E. im April in Göteborg, Schweden. Allen drei erstochenen Pensionisten schrieb der Täter das Wort "Tantal" auf den Leichnam und quartierte sich in ihren Häusern ein, bevor er weiterzog.

Bei den Wiener Eheleuten machte er den fatalen Fehler, mit ihrer gestohlenen Bankomatkarte in Niederösterreich Geld abzuheben. Ein Bild aus der Überwachungskamera führte die Polizei auf Ks. Spur. Im Juni klickten am Bahnhof in Düsseldorf die Handschellen.

Geistig abnorm

Der Pole war zunächst in Wien in U-Haft, wurde aber kürzlich nach Göllersdorf, NÖ, überstellt – in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Die Art der Unterbringung dürfte ein Indikator für die Verteidigungsstrategie von Rechtsanwalt Valent sein: Zurechnungsunfähigkeit.

Der Beschuldigte behauptet, Stimmen hätten ihm den Begriff "Tantal", abgewandelt aus der griechischen Mythologie, zugeflüstert und ihm die Morde befohlen. Über das Ergebnis der bisherigen psychiatrischen Untersuchungen schweigt Valent aber im KURIER-Gespräch. Der Akt sei "unter Verschluss", es herrsche strenge Geheimhaltung.

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