Trotz Ausgangsbeschränkung lange Schlangen vor den Wiener Ämtern
In Wien nehmen offenbar viele Menschen immer noch nicht die dringende Empfehlung ernst, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben, um sich vor einer Coronavirus-Ansteckung zu schützen. Vielmehr nutzten am Montag viele ihre coronabedingt neu gewonnene Tagesfreizeit, um länger aufgeschobene Amtswege zu erledigen: In den Bezirksämtern bildeten sich am Montag teilweise lange Schlangen vor den Schaltern, in denen die Menschen dichtgedrängt standen, schildert eine Sprecherin der Magistratsdirektion.
Ein Verhalten, das genau jetzt tunlichst vermieden werden soll.
Aus Behördenkreisen wird von Fällen berichtet, die als besonders heikel einzustufen sind. So wurde am Montag in einem Amt ein Wiener vorstellig, der gerade erst aus dem vom Virus besonders heftig heimgesuchten Spanien zurückgekehrt ist – um seinen Reisepass zu verlängern. Trotz Bedenken der Beamten bestand er darauf.
Zuletzt wollte ein Ehepaar (beide über 70 und somit Risikopersonen) ihr Reisedokument erneuen, obwohl es noch bis Juli gültig ist und die Reisemöglichkeiten derzeit ohnehin extrem eingeschränkt sind.
Wiener Bürgermeister richtet sich an die Bevölkerung
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sah sich deshalb am Montag veranlasst, sich mit einem „dringenden Appell“ an die Bevölkerung zu wenden: „Ich sage es mit aller Deutlichkeit: Riskieren Sie nicht Ihr Leben und das Leben all jener, die sich im Dienste der Öffentlichkeit engagieren. Bleiben Sie zu Hause und gehen Sie nur in wirklich dringenden und unablässigen Situationen auf ein Amt - überlegen Sie: die nächsten 14 Tage wird so gut wie alles auf Notbetrieb geschalten - daher ist es außer in absoluten Notfällen auch nicht notwendig, dass Sie jetzt ein Amt oder eine Behörde besuchen.“
Seitens der Magistratsdirektion weist man darauf hin, dass viele Amtswege online via www.wien.gv.at oder telefonisch erledigt werden könnten. Nicht dringende sollten überhaupt verschoben werden.
Lediglich für existenzsichernde Anträge sei es ratsam, direkt im Amt zu erscheinen. Etwa für die Mindestsicherung, das Fundwesen oder das Meldewesen.
ÖGK schließt Servicestellen
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus mit Montag ihre Kundenservicestellen geschlossen. Es gibt jedoch die Möglichkeit, sämtliche Schriftstücke in Boxen in den Eingangsbereichen einzuwerfen, wurde in einer Aussendung betont. Viele Anliegen könnten auch online unter www.meinesv.at erledigt werden (mit Handysignatur oder Bürgerkarte).
Auskünfte und Anträge können telefonisch oder per E-eingeholt bzw. eingebracht werden. Persönliche Termine, falls diese unbedingt notwendig sind, können ausschließlich nur nach telefonischer Terminvereinbarung stattfinden, hieß es.
Aufgrund der aktuellen Situation müssten „Maßnahmen ergriffen werden, die dem Schutz der Versicherten, Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dienen“. Sämtliche Leistungen, wie Krankengeld, Wochengeld, Kinderbetreuungsgeld, Erstattung von Kosten usw. erfolgen auch weiterhin ohne Einschränkungen.
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