Coronavirus: So funktioniert der Notfallplan in Wien
Menschen, die möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert sind, sollen keinesfalls zu niedergelassenen Ärzten oder selbstständig in Spitalsambulanzen kommen. Um eine potenzielle Übertragung zu minimieren, hat am Freitag in Wien der Ärztefunkdienst seinen Coronavirus-Dienst angetreten. 200 Ärzte haben sich gemeldet um künftig rund um die Uhr Hausbesuche dei Betroffenen durchzuführen und vor Ort Rachenabstriche für den Virentest zu entnehmen.
Wer Sorge hat, sich infiziert zu haben soll daher die Gesundheitshotline 1450 kontaktieren. Speziell ausgebildete Mitarbeiter befragen dann die Anrufer: Welche Symptome zeigen die Kranken? Waren sie in einer der betroffenen Krisenregionen? Hatten sie Kontakt mit einem diagnostiziertem Coronaviruspatient? Telefonisch wird so abgeklärt, ob der Anrufer tatsächlich ein Verdachtsfall ist. Dabei richten sich die Mitarbeiter nach den international gültigen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation.
Ist keine Gefährdung gegeben, werden die Kranken an den Hausarzt verwiesen - so wie bei anderen Erkrankungen wie einem grippalen Infekt üblich.
Besteht jedoch tatsächlich ein Verdacht auf eine Virusinfektion, wird der Anrufer an den Ärztefunkdienst 141 durchgestellt und nach einer weiteren Befragung das "Mobile Home Sampling-Team" des Ärztefunkdienstes aktiv. Die Mediziner - bekleidet mit Schutzkleidung, Maske und Brille - machen dann einen Hausbesuch und nehmen bei dem möglicherweise Kranken einen Abstrich.
Die Proben werden gesammelt und dreimal täglich von Mitarbeitern der Gesundheitsbehörde MA 15 abgeholt. Die Auswertung der Proben erfolgt ebenfalls dreimal täglich.
Ist die Probe, die innerhalb weniger Stunden vorliegen soll, negativ, informiert der Ärztefunkdienst. Bei einem positiven Test, wird der Coronaviruspatient von der MA 15 informiert. Er muss dann auch 14 Tage in Quarantäne bleiben. Die kann er, sofern es der Gesundheitszustand zulässt, auch zuhause verbringen. Oder er wird mit dem Infektionstransport der Berufsrettung Wien ins Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht.
Derzeit sollen tagsüber zwei Ärzte im Einsatz sein, in der Nacht reicht laut Ärztekammer Wien ein Mediziner. Diese können übrigens auch Krankmeldungen ausstellen und übernehmen die medizinische Versorgung im Quarantänefall.
Zuletzt wurde Kritik laut, dass Personen, die befürchteten, an dem Virus erkrankt zu sein, seitens der Hotlines an den Hausarzt verwiesen wurden. Viele beklagen in Sozialen Medien, nicht getestet worden zu sein. Dazu erklärt der medizinische Direktor des Krankenanstaltenverbundes, Michael Binder, dass es nicht sinnvoll sei, bei allen Personen, die sich melden, Tests durchzuführen. Das würde zu vielen falsch positiven oder falsch negativen Tests führen. Sinnvoll sei es nur bei begründetem Verdacht. Damit Personen nicht mehr zum Hausarzt geschickt würden - dafür sei nun der Einsatz des Ärztefunkdienst eingeführt worden.
Kosten wird das Projekt 200.000 Euro pro Monat.
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