Christkindlmarkt: Die Hütten-Wirtschaft hat ein Ende

Christkindlmarkt: Die Hütten-Wirtschaft hat ein Ende
Standvergabe am Rathausplatz wird transparenter. Veranstalter wehrt sich gegen Vorwurf der „Freunderlwirtschaft“

Die Temperaturen liegen nicht mehr bei knapp 40 Grad Celsius und im Supermarkt gibt es schon Lebkuchen. Aber nicht nur deshalb hat es durchaus seine Berechtigung, im September über den Christkindlmarkt zu berichten. Denn dem stehen heuer entscheidende Änderung bevor. Das betrifft zum einen die viel kritisierte Vergabe der Stände, zum anderen das Angebot der Stände selbst.

Wie der KURIER mehrfach berichtete, geriet Akan Keskin, Obmann des privaten Vereins zur Förderung des Wiener Marktgewerbes, der die Christkindlmärkte am Rathausplatz und Michaelerplatz, die Adventmärkte in Favoriten und Mariahilf und etwa den Meidlinger Kirtag veranstaltet, mehrfach in die Kritik. Grund dafür war die intransparente Vergabe der Stände am Christkindlmarkt: Wer welche Hütte bekommt und wie viel Miete dafür bezahlt wird, war bisher ein gut behütetes Geheimnis.

Potenzielle Standler konnten sich beim Verein melden. Eine Jury, deren Mitglieder nicht bekannt gegeben wurden, entschied, wer den Zuschlag bekommt.

Das undurchsichtige Vergabeverfahren brachte vor allem FPÖ und NEOS auf den Plan. Sie stießen sich vor allem an der „Freunderlwirtschaft“: Keskins Tochter betrieb einen Stand am Weihnachtsmarkt und auch die Familie eines Kollegen Keskins, SPÖ-Gemeinderat Fritz Strobl, erhielt Jahr für Jahr Zuschläge für Stände.

Aus für die Jury

Weil aber die zuständige Stadträtin Ulli Sima ( SPÖ) im Zuge der Novellierung der Marktordnung zur Transparenz mahnte, erfolgt die Vergabe der Christkindlmarktstände jetzt über ein Punktesystem.

Insgesamt 100 Punkte können die Bewerber in sieben Kategorien erreichen. Wer ein seltenes, qualitätsvolles, umweltfreundliches, fair produziertes Produkt verkaufen will, einen attraktiven Stand und Erfahrung in der Branche aufweisen kann, hat die besten Karten. Wer den dreißigsten Stand mit dem Verkauf von Langos eröffnen will, eher nicht. Standler können EU-weit am Auswahlverfahren teilnehmen und müssen sich ab sofort jedes Jahr neu um eine Hütte bemühen.

„Die Jury gibt es nicht mehr“, sagt Keskin. Die Entscheidung über die Zuschläge treffen seit heuer die fünf Vorstandsmitglieder des Vereins, die auch auf dessen neuer Homepage aufgelistet werden: Obmann Akan Keskin, sein Stellvertreter Karl Oellerer, Schriftführerin Angelika Herburger, deren Stellvertreter Gottfried Bischof und Kassier Markus Hanzl. „Es geht nur ums Produkt. Nicht darum, wer einreicht“, sagt Keskin. Dass Auswahlkriterien und Jury-Mitglieder bisher nicht offen gelegt wurden, sei ein Fehler gewesen, sagte Keskin am Donnerstag. „Wenn wir die Namen genannt hätten, wäre interveniert worden“, begründete er die bisherige Geheimhaltung. „Ich wollte nicht, dass der Christkindlmarkt zum Spielball der Politik wird.“

10 neue Standler

Christkindlmarkt: Die Hütten-Wirtschaft hat ein Ende

Vereinsobmann Akan Keskin

Dass auch jetzt Interventionsversuche unternommen werden könnten, dementiert Keskin: „Wir werden nicht mit Bewerbern ins Gespräch kommen.“ Die Auswahl erfolge ausschließlich aus den schriftlich eingereichten Unterlagen.

Für den Rathausplatz haben sich seit der Umstellung fast die Hälfte weniger Standler beworben. Statt bisher zwischen 600 und 800, gab es heuer nur knapp 350 Interessenten. Dafür sind laut Keskin zehn neue Standler – unter anderem aus dem Waldviertel, Wien und Großbritannien – mit dabei.

Auch Keskins Tochter wird wieder einen Stand betreiben: „Sie hat sich beworben und den Kriterien entsprochen“, sagt Keskin.

Alles neu bei Wiens größtem Christkindlmarkt

Der Christkindlmarkt in Zahlen

152 Stände gibt es heuer beim Christkindlmarkt am Rathausplatz (16. November bis 26. Dezember). 3 Mio.  Besucher kommen laut Verein zur Förderung des Marktgewerbes pro Jahr zum Christkindlmarkt. Die Wertschöpfung für Wien beträgt laut Wirtschaftskammer jährlich ca. 40 Mio. Euro. Der Veranstalter macht jede Saison etwa 2 Mio. Euro Umsatz.  
Die Miete für die Hütten liegt je nach Größe und Art des Standes zwischen 2000 Euro (Kunst-Handwerk) und 28.000 Euro (Punsch-Stand) für die Dauer des Christkindlmarktes. 

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