Chefverhandlerin über Dubai-Opfer: "Mutige Frau"

Elisabeth Ellison-Kramer reiste nach Dubai, um die Wiener heimzuholen. Sie leitet seit vier Jahren die Rechtshilfeabteilung des Außenamtes
Die Diplomatin Elisabeth Ellison-Kramer erzählt, wie die Wienerin freikam: "Es gab keine Deals".

Donnerstagabend kehrte sie aus Dubai zurück: Jene Wienerin, 29, die in dem Emirat nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung selbst zur Verdächtigen wurde – Polizisten warfen ihr außerehelichen Sex und Alkoholisierung vor. Ihr droht Haft.

Beim Heimflug mit an Bord war Elisabeth Ellison-Kramer, Diplomatin, die tags zuvor aufgebrochen war, um die Studentin, der der Pass abgenommen worden war, heimzuholen. Im Interview erzählt die 49-jährige Leiterin der Rechtshilfeabteilung des Außenamts, wie der diplomatische Coup gelang.

KURIER: Was waren denn Ihre ersten Worte an die in Dubai festsitzende Wienerin?
Ellison-Kramer:
Ich habe ihr versichert, dass wir, das Außenministerium, für sie da sind. Es ist natürlich ganz wichtig, wenn jemand in so einer Situation diese Haltung verspürt. Wir haben ihr gesagt, dass es gut ausschaut, ohne ihr aber falsche Hoffnungen zu machen. Es war am Ende ein schöner Moment, ihr zu sagen, dass sie mit nach Österreich kann.

Wie geht es der Frau derzeit?
Den Umständen entsprechend gut. Sie ist wohlauf und sehr erleichtert, nach so langer Zeit wieder zu Hause zu sein. Sie hat sich sofort sehr für die Hilfe bedankt. Sie ist ein sehr mutige Person.

Was war ausschlaggebend für die Erlaubnis, die 29-Jährige ausreisen zu lassen?
Es war das Zusammenspiel zwischen Botschaft, Außenministerium und den Behörden vor Ort. Wir wurden kurz nach dem Vorfall (Anm. am 1. Dezember 2013) von ihr informiert. Man muss wissen, dass dem Außenminister (Anm. Sebastian Kurz) viel daran liegt, dass solche Fälle gut betreut werden. So hat es Kontakte auf sehr hoher Ebene mit den dortigen Behörden gegeben. Das war wichtig. Man hat in einer Analyse festgestellt, dass es ein günstiger Moment war, die Gespräche zu führen und ein Krisenteam zu entsenden.

Wie hat man den günstigen Moment erkannt? Es gibt Verhandlungen über eine Visa-Freiheit für Emiratis in der EU.
Es ist ganz wichtig, dass Sie wissen, dass es keine Deals gegeben hat. Es wurde nichts versprochen.

Hat die Betroffene oder das Außenamt eine Garantie abgegeben, dass die Frau in die Emirate zurückkehrt?
Es gab keine Forderung und keine Garantie. Die junge Dame ist dort anwaltlich vertreten und wird selber entscheiden – je nachdem, wie das Ermittlungsverfahren in Dubai weitergeht.

Die Polizei in Dubai glaubte der Frau nicht, Opfer einer Vergewaltigung geworden zu sein. Ist schlampig ermittelt worden?
Es gibt ein Ermittlungsverfahren, und das ist noch nicht abgeschlossen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Eine Viertelmillion Menschen hat eine Online-Petition unterzeichnet. Nahm man davon auch in Dubai Notiz?
Ja, das kann ich bestätigen. Ich möchte betonen, dass wir von Beginn an eingeschaltet waren. Lange, bevor es in den Medien war.

Ein Opfer zum Täter zu machen, ist absurd. Raten Sie Österreicherinnen, in Dubai zukünftig bei Sexualdelikten gar nicht zur Polizei zu gehen?
Wenn einer Frau so etwas passiert, raten wir dazu, dass sie sich sofort mit der österreichischen Botschaft in Verbindung setzt.

Was haben Sie der Frau am Donnerstagabend zum Abschied gesagt?
Ich habe ihr gesagt, dass das Außenministerium weiterhin für sie da ist, sie mich und den Herrn Generalsekretär jederzeit anrufen kann. Und, dass wir ihre Angelegenheit intensiv weiterverfolgen und mit ihr in Kontakt bleiben werden.

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