Casting für Häupls Nachfolge

Schieder, Ludwig
Ludwig und Schieder stellen sich in zwei Veranstaltungen den Delegierten.

Ein Hauch von vorweihnachtlichem Frieden liegt derzeit über der Wiener SPÖ. Entgegen mancher Befürchtungen verläuft der Zweikampf zwischen Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Klubobmann Andreas Schieder um die Nachfolge von Michael Häupl als Parteichef und Bürgermeister bis dato völlig unaufgeregt – ohne gegenseitige An- und Untergriffe in der Öffentlichkeit, die letztlich der gesamten Partei schaden könnten.

Das registriert auch Häupl zufrieden: "Sie machen das beide sehr gut", sagte er am Montag nach dem Parteivorstand. "Man hat sich darauf verständigt, dass man nicht nachher der Häuptling einer Ruine sein will."

Nachher – das ist die Zeit nach dem Landesparteitag am 27. Jänner, bei dem die Delegierten entscheiden werden, ob Ludwig oder Schieder künftig die Partei und die Stadt führen werden. Am Montag haben sich die Gremien der Landespartei einstimmig darauf geeinigt, wie der interne Wahlkampf in den verbleibenden Wochen in geordneten Bahnen ablaufen soll. "Für die Partei bietet das auch die Chance für eine inhaltliche Auseinandersetzung", meint Landesgeschäftsführerin Sybille Straubinger.

Und so sieht der Fahrplan aus: Nach den Weihnachtsferien sind für die 981 Delegierten, die den Nachfolger von Häupl küren werden, zwei Hearings mit den beiden Kandidaten geplant. Bereits im Vorfeld werden die Wahlberechtigten Fragen einreichen können, die dann Ludwig und Schieder bei den moderierten Veranstaltungen beantworten. "Viele der Delegierten kennen die Kandidaten schon sehr gut, wir rechnen pro Termin mit rund 200 bis 300 Teilnehmern", sagt Straubinger. Einem vergleichbaren Hearing mussten sich die Kandidaten vor wenigen Tagen bereits in der Sozialistischen Jugend stellen, laut Parteimanagerin lief die dortige Diskussionsrunde sehr "sachlich und gesittet" ab. Auch die FSG-Gewerkschaftsfraktion plant solche Gesprächstermine, um danach zu entscheiden, welchen Kandidaten sie unterstützt.

Parteimitglieder

Die 45.000 Wiener Parteimitglieder werden von Ludwig und Schieder per eMail über deren Vorhaben informiert, weiters ist dafür auch eine Sonderausgabe der Mitgliederzeitung im Jänner geplant. Schon Mitte Dezember werden die Kandidaten auf der SPÖ-Homepage präsentiert – in Form eines Steckbriefs mit Lebenslauf und Fotos. Wenige Tage vor dem Parteitag gibt es schließlich jeweils einen Chat mit Schieder und Ludwig, an dem sich auch die interessierte Öffentlichkeit beteiligen kann.

Dass zwischen den beiden Kandidaten kaum inhaltliche Unterschiede auszumachen sind, überrascht Häupl nicht. "Das freut mich sogar. Es sind ja auch beim letzten Parteitag viele wesentliche Beschlüsse einstimmig erfolgt. Etwa unsere Haltung zur FPÖ. Aber die Delegierten können zwischen zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten wählen – mit unterschiedlichem Temperament, Ausdrucksweise und Zugängen zu den Menschen."

Nennfrist

Theoretisch hätten bis zur Nennfrist am 5. Jänner noch ein oder mehrere weitere Kandidaten die Möglichkeit, in das Rennen einzusteigen. Häupl will das zwar nicht gänzlich ausschließen, hält aber eine weitere Kandidatur für "extrem unwahrscheinlich".

Wie dann der Sonderparteitag am 27. Jänner im Detail abläuft, muss in den nächsten Wochen noch geklärt werden, heißt es seitens der Parteispitze. An sich ist als einziger Tagesordnungspunkt die Wahl des neuen Parteichefs vorgesehen. Voraussichtlich bis spätestens zum Sommer wird er dann Häupl auch als Wiener Bürgermeister nachfolgen.

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