Casting: 2.000 wollen auf der ESC-Bühne stehen

Eine Aufnahme von Tänzern auf einer Bühne.
Seit gestern werden sogenannte Stand-Ins für den ESC gesucht. Sie ersetzen bei den Proben jene Künstlerinnen und Künstler, die für die Länder antreten.

Von Laura Ramoser

Unter dem Motto "Europe, shall we dance?" wird der Eurovision Song Contest 2026 in Wien ausgetragen. Was es dafür vor allem braucht, ist eine gelungene Show – für die die Proben schon lange starten, bevor überhaupt feststeht, welche Künstlerinnen und Künstler ihre Länder auf der Bühne vertreten werden. Möglich machen das sogenannte Stand-Ins – also Tänzerinnen und Tänzer sowie Sängerinnen und Sänger, die die Auftritte der ESC-Stars vor der Austragung ausprobieren. Das vereinfacht den Länder-Kandidatinnen und -Kandidaten ihre Auftritte und erspart ihnen Zeit.

"Funktioniert die Farbe des Kostüms, das Kamerakonzept, das Lichtkonzept?", zählt Marie-Sophie Kreissl, die die Auditions mit ihrem Team leitet, die Knackpunkte auf. "Und funktioniert alles nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch?" Sie weiß, wovon sie spricht: Unter ihrem Künstlernamen Kaleen vertrat die gebürtige Oberösterreicherin ihre Heimat beim ESC 2024 in Malmö (Schweden). Zuvor stand sie selbst bereits als Stand-In auf der Bühne.

Großes Interesse

Laut den Veranstaltern haben sich 2.000 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt beworben, um als Stand-Ins beim ESC mitzuwirken. So viele, dass das Casting ausgedehnt werden musste. Täglich werden an die 350 Bewerber und Bewerberinnen gecastet. In stündlichen Slots lernen die Tanztalente in einer halben Stunde dieselbe Choreografie, um sie daraufhin vor einer Jury zu präsentieren. Die Entscheidung, wer beim ESC mitwirken wird, treffen Vertreter des ORF und der European Broadcasting Union.

Eine Aufnahme von Tänzerin und Sängerin Kaleen auf der Bühne bei ihrer Performance.

Kaleen trat 2024 für Österreich beim Song Contest an und belegte den 24. Platz.

Verantwortlich für die Organisation zeichnet Kreissls Lebensgefährte, Marvin Dietmann. Er wurde als Contest Producer für den ESC in Wien engagiert und ist damit zuständig für die Realisierung der Darbietungen der auftretenden Länder. Als Besitzer eines Tanzstudios, dem "Motions Dance Studio" in Wien, war es "naheliegend, die Audition in den eigenen Räumlichkeiten abzuhalten", meint Kreissl zum KURIER.

Auch in den vergangenen Jahren wirkte Dietmann bereits bei ESC-Produktionen einzelner Länder mit – darunter der Auftritt von Abor und Tynna mit "Baller" für Deutschland im letzten Jahr und auch der von Kaleen mit "We Will Rave". "Sobald er die Zusage als Head of Contest erhielt, war klar, dass auch dieses Casting in seiner Verantwortung liegen wird", erzählt Kreissl, wie sie und das Team hinter die Kulissen des ESC in Wien gekommen sind.

Allround-Talente gesucht

Wobei man jede Menge mitbringen muss, um als Stand-In engagiert zu werden. Gesucht werden Allround-Talente, die wandelbar sind: "Weil wir noch nicht wissen, was notwendig ist für die einzelnen Länder – ob da jetzt ein Land mit einer Ballettchoreografie kommt oder was auch immer", so Kaleen.

Klare Anforderungen gibt es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Castings daher keine. Immerhin steht noch nicht einmal fest, wer auf der Wiener ESC-Bühne performen wird – auch in Österreich nicht: Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Latinpop-Sängerin Tamara Flores, die beim ESC-Vorentscheid antreten hätte sollen, ihre Teilnahme zurückgezogen hat. An ihrer Stelle tritt nun der 35-jährige Wiener Künstler Sidrit Voshi an.

Die nächste Herausforderung sieht Kreissl in der Entscheidung, wer als Stand-In angenommen wird. Denn nur für maximal 25 Künstlerinnen und Künstler geht nach den Castings die Reise weiter, der Rest muss Absagen hinnehmen. "Wir hoffen aber, dass all jene, die nicht dabei sein können, das Casting als positive Erfahrung für sich verbuchen können", wünscht sie sich.

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