Carsharing: Autobesitzer für 10 Minuten

Carsharing: Autobesitzer für 10 Minuten
Mit 500 Smarts will der Anbieter "Car2go" Carsharing in der Stadt etablieren. Der KURIER hat das Angebot getestet.

Direkt vor der Haustüre ins Mietauto steigen und losfahren. Mit "Car2go" will Autohersteller Daimler nach Ulm, Hamburg, Vancouver und Austin auch Wien erobern. 500 Smarts, in ganz Wien verteilt, sollen flächendeckendes Carsharing liefern. Der Clou: Das Auto kann nach Ende der Fahrt einfach auf einem Parkplatz geparkt werden.

Doch wie gut ist das Angebot? Der KURIER hat es getestet. Erster Schritt ist die Anmeldung auf www.car2go.com. Im Shop in der Hinteren Zollamtsstraße 9 in Wien-Landstraße bekommt man dann eine Chipkarte. Sie dient zum Öffnen des Autos. Wer ein freies Auto in der Stadt findet, kann einfach aufsperren und einsteigen. Im Internet oder per Handy-App können auch Fahrzeuge reserviert werden. Nach Eingabe eines PIN-Codes ist der Smart fahrbereit.

Beim Wegfahren der erste Aha-Effekt. Keine Servolenkung. Man fühlt sich an gute, alte Zeiten erinnert, als Ein- und Ausparken noch Bizeps-Training war. Ansonsten fährt sich der kleine Flitzer recht agil, vorausgesetzt, man schaltet selbst. Die Automatik erwies sich nämlich als sehr lahm. Pro Minute Fahrt fallen 29 Cent an, macht bei 10 Minuten 2,90 Euro und bei 20 Minuten Fahrtzeit 5,80 Euro. In dieser Zeit sollte man in Wien fast jedes Ziel erreicht haben. Es fallen keine Benzin- und Kilometerkosten an, die Parkgebühr zahlt der Anbieter für die ganze Stadt pauschal.


"Angebote schaffen"

Somit ist der Smart günstiger als ein Taxi, aber deutlich teurer als ein Öffi-Einzelfahrschein. Im Vergleich zu anderen Car-Sharing-Angeboten sind die Smarts nur für kurze Strecken innerhalb der Stadt geeignet. Und hier sieht Verkehrsexperte Christian Gratzer (VCÖ) das Problem. Im Gegensatz zum klassischen Car-Sharing seien die Smarts keine Alternative zu einem eigenen Auto. Weder größere Einkäufe noch weitere Ausflüge sind mit dem Smart bewältigbar. "Es ist eine Alternative zu Taxi, City-Bike und Öffis, und es besteht die Gefahr, dass es zum Autofahren verführt, wenn die Autos überall stehen." Für kurze Strecken empfiehlt der Verkehrsexperte daher die Öffis oder Citybikes.

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) begrüßt das Angebot: "Es ist ein zentrales Anliegen der Stadt, Angebote zu schaffen, die den Besitz eines eigenen Pkw unnötig machen." Car2go sei aber nur eines von vielen Carsharing-Angeboten. Weitere Anbieter werden also folgen.

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