Mehr Klienten in der Caritas-Gruft, weniger Spenden

Herr Peter (ganz li.) und Frau Rosie (2. v. re.) mit Michael Landau und Klaus Schwertner von der Caritas
Vor allem in der Inlandshilfe fehlen der Caritas Wien mehrere Hundertausend Euro.

Herr Peter (49) schleppt schwer. 30 Kilo wird er schon haben, der Rucksack, den er auf dem Buckel trägt. Darin sind ein winterfester Schlafsack, ein Regenparker, eine Plane, zwei Töpfe, Trinkflaschen, ein Campingkocher und etwas zu essen. "Der Rucksack ist mein Wohnzimmer, meine Küche und mein Badezimmer", sagt Peter. Er lebt auf der Donauinsel und aus seinem Rucksack; eine Wohnung hatte er zum letzten Mal zu Schillingzeiten.

Mit seinen Lebensumständen habe sich Herr Peter arrangiert. "Ein typischer Gruftler bin ich nicht", sagt er. In die Obdachloseneinrichtung der Caritas Wien in der Barnabitengasse in Mariahilf komme er nur, wenn er neue Kleidung brauche oder sich nach einem ordentlichen Mittagessen sehne.

Geld wird knapp

"Die Zahl jener, die zum Essen in die Gruft kommen, steigt seit Jahren kontinuierlich", sagt Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich. Gleichzeitig gehen die Spenden aber heuer zurück – und zwar um mehrere Hundertausende Euros.

"Noch ist es nicht so dramatisch, dass wir die Hilfe zurückschrauben müssen", sagt Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner, aber: "Der Rückgang zeigt sich vor allem in der Inlandshilfe, und das bereitet mir Sorgen." Denn die Inlandshilfe – das betrifft etwa die Obdachlosenhilfe in der Gruft, in der Zweiten Gruft (Tageszentrum Lacknergasse, Anm.) und das Haus "Juca" für junge Wohnungslose. Das sei besonders bitter, weil die Klienten, die in die Gruft kommen, immer jünger werden. Das Durchschnittsalter ist von 46 auf 42 Jahre gesunken. Die bis 30-Jährigen machen mittlerweile ein Drittel der Gäste in der Barnabitengasse aus.

Warum das so ist? "Die Jüngeren kommen, weil sie nach dem Auszug zu Hause nie eine eigene Unterkunft hatten", sagt Susanne Peter, leitende Sozialarbeiterin in der Gruft. Bei den Älteren sei das anders: Sie würden oft etwas verlieren, was sie sich vorher aufgebaut hätten.

Wohnungsnot

Nach wie vor ist die Wohnungsnot einer der Hauptgründe für einen Besuch in der Gruft. Rosie, die zwölf Jahre lang ohne Obdach war und jetzt mit ihrem Partner in einer Wohnung lebt, bleiben pro Monat 70 Euro zum Leben. "Eine Wohnung kriegt man schnell, aber erhalten muss man sie erst einmal", sagt die 58-Jährige.

"Solange Steuer-Milliarden auch aus Österreich auf weit entfernten Inseln landen, will ich nicht mehr hören, dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können", sagt Landau. Dass der Sozialstaat gebraucht werde, zeige sich gerad im Winter: Die Stadt Wien hat die Anzahl der Notschlafplätze um 300 auf 1200 im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Die Caritas stemmt 260 davon. Auch beim Kältetelefon der Caritas (unter 01/480 4553 können Streetworker zu Schlafplätzen von Obdachlosen gerufen werden, Anm.) geht die Zahl der Anrufe stetig nach oben: Nach Einführung des Projekts waren es 200 pro Monat, mittlerweile sind es 60 pro Tag.

Spendenkonto: AT16 3100 0004 0405 0050. Kennwort: Gruft Winterpaket. www.gruft.at

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