Café Wunderer könnte einem McDonald’s weichen

Kaffeehaus Wunderer Weinmann
Das geschichtsträchtige „Café Wunderer“ vis-à-vis von Schönbrunn könnte schon bald selbst Geschichte sein.

Penzing. Das geschichtsträchtige „Café Wunderer“ vis-à-vis von Schönbrunn könnte schon bald selbst Geschichte sein. Stammgäste befürchten, dass das Traditionskaffeehaus bei der Kennedybrücke just im Jahr seines 100-jährigen Bestehens einer McDonald’s-Filiale weichen muss.

Zu Recht. Denn sowohl die Hausverwaltung, als auch der Fast-Food-Riese bestätigen auf KURIER-Anfrage laufende Verhandlungen. Von Seite der Behörde war zu erfahren, dass das Magistratische Bezirksamt schon kommende Woche über eine Änderung der Betriebsanlage entscheiden wird.

Jugendstil

Vor Kurzem wählten die KURIER-Leser ihre Wiener Lieblingskaffeehäuser. Viele votierten auch für das 1913 von Anton Wunderer eröffnete und seit nunmehr 40 Jahren von Gerhard Weinmann geführte Café.

Das Wunderer, das mit dem benachbarten Gasthaus „Brüderlein“ untrennbar verbunden ist, sieht bis heute aus wie einst. „Wir haben uns bemüht, den Jugendstil zu erhalten“, erklärt Weinmann. Der Großteil der Einrichtung ist noch original erhalten.

Hier wurde im November 1938 die Großösterreichische Freiheitsbewegung – eine konservative, katholische Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus – gegründet. Von 1971 bis ’95 hatte Wiens ältester Billardklub im Wunderer seinen Sitz. Und bis heute treffen einander hier Briefmarkensammler oder auch passionierte Kartenspieler.

Doch das Kaffeehaus hat seine besten Zeiten hinter sich. „Die Zeiten, da es bummvoll war, sind vorbei. Es ist einfach nicht mehr gewinnbringend zu führen“, sagt Weinmann.

Dass sein Kaffeehaus einer McDonald’s-Filiale weichen muss, will der Gastronom nicht bestätigen. „Ich will der Entscheidung nicht vorgreifen. Es steht ja noch nichts fest.“

Bei der Bezirksvorstehung weiß man von den Verhandlungen mit McDonald’s. Vize-Bezirksvorsteher Robert Pschirer (SP) findet es schade, dass das Wunderer verschwinden könnte. Er hofft, dass McDonald’s – so es zu einer Filiale an der Kennedybrücke kommt – „Rücksicht auf Ort und Lokalkolorit nimmt“. Als Bezirk habe er auf die Entscheidung aber keinen Einfluss.

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