Warum das Denkmalamt jetzt eine Fassade zwangsweise rot einfärben will

Scooterfahrer vor den ehemaligen Verkehrsbüro-Gebäude.
Die ehemalige Verkehrsbüro-Zentrale am Naschmarkt wurde vor vier Jahren rechtswidrig komplett weiß umgefärbt. Jetzt wird das Denkmalamt gegen den säumigen Immo-Pleitier Neugebauer aktiv.

„Back to Black“ war ein Welthit von Amy Winehouse – „Back to Red“ ist hingegen eine mühsame Angelegenheit, die sich schon über Jahre zieht und nun ein Ende mit Zwangsmaßnahmen nehmen dürfte: Die Rede ist von der Affäre rund um das Objekt Friedrichstraße 7 beim Naschmarkt, das als ehemalige Zentrale des Verkehrsbüros (aber auch als „Kleines Haus der Kunst“ oder „Novomatic-Forum“) bekannt ist.

Eigentlich müsste das frei stehende Gebäude vis-à-vis der Secession schon seit Jahren wieder zweifärbig mit zartem Rot an den Seitentrakten (statt Einheitsweiß) erstrahlen. Doch nun ist es das Denkmalamt, das buchstäblich rot sieht und sich nicht mehr länger auf der Nase herumtanzen lässt.

„Aufgrund der wiederholt auftretenden Verzögerungen hat das Bundesdenkmalamt die weiteren rechtlichen Schritte zur Vollstreckung der aufgetragenen Verpflichtung eingeleitet“, teilt Denkmalamt-Sprecherin Andrea Böhm dem KURIER mit. „Vollstreckung“ bedeute dabei ein „Ersatzvornahmeverfahren“ – was vereinfacht bedeutet: Die Behörde beauftragt ein Unternehmen, das die korrekte Rückfärbung des Hauses durchführt; die Rechnung ergeht dann an den Verursacher.

Wobei dieser – und jetzt wird es kompliziert – der Immobilienpleitier Lukas Neugebauer respektive seine (Ex-)Firma LNR Real Estate GmbH ist. Damit weiß auch das Denkmalamt, dass das Geldeintreiben mühsam werden könnte. „Die Kostentragung wird letztendlich im Verfahren zu klären sein“, bestätigt Böhm.

Es kündigt sich damit ein höchst seltener Vorgang an, denn Ersatzvornahmen nach dem Denkmalschutzgesetz gibt es praktisch nie. Und schon gar nicht an so prominenten Orten in der Innenstadt mit derart großer Fassadenfläche. Laut Insidern kostet die korrekte Rückfärbung sicher einen höheren fünfstelligen Betrag – oder auch mehr, falls das bestehende Gerüst (bereits vor 1,5 Jahren aufgestellt) nicht genutzt werden kann.

„Konkurs steht im Wege“

Für das Denkmalamt ist die angekündigte Zwangsvollstreckung jedoch unumgänglich, da die „fachgerechte Wiederherstellung“ längst hätte umgesetzt werden können und es gewiss nicht um technische Probleme gehe. „Freilich macht der Konkurs des Unternehmens des früheren Eigentümers den gegebenen Sachverhalt noch umfassender, und steht so gesehen der vollständigen Umsetzung im Wege“, erklärt Böhm.

Zur Erinnerung: Seit Sommer 2022 ist der Rechtsstreit um die Zweifärbigkeit des „Verkehrsbureaus“ eigentlich beendet, danach wurden zwar Arbeiten begonnen, aber nie finalisiert. Dies wurde von Neugebauer zuletzt für Frühjahr 2025 angekündigt, der immer wieder „technische Probleme bei der Fassadenfarbe“ angeführt hatte.

Mittlerweile hat Neugebauer, der einen prunkvollen Lebensstil pflegen soll, aber nicht nur eine Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen betrügerischen Krida am Hals, sondern auch Gläubiger-Forderungen in Höhe von 147,35 Millionen Euro. Und er ist für sein ehemaliges Firmendomizil, das er einweißeln hat lassen, offenbar nicht mehr zuständig.

Laut Statement von LNR habe Neugebauer „im Unternehmen keine Funktion“ mehr, weshalb Insolvenz und Anklage „objektiv keinen Einfluss“ auf die Fassaden-Causa hätten. Weiterhin seien die Umstände für die Verzögerung „technischer Natur“, heißt es.

Große Werbewand

Die großflächige Werbung auf dem Gerüst – etwa für das dortige Strauss-Museum – sei laut LNR aber kein Geschäft, sondern „kostenneutral für Gerüst- und Sanierungskosten“. Laut Firma „Werbewand“ kommt die Fassadenspiegelung dort zwar auf stolze 6,02 Millionen Kontaktchancen pro Jahr, allerdings seien Einnahmen „nur“ in vierstelliger Höhe pro Monat zu lukrieren. Süffisanter Nachsatz: „Ein Urlaub auf den Malediven geht sich damit nicht aus.“

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